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FC Bayern tanzt ins Halbfinale

Das war eine Aufholjagd im Stile eines Champions. Der FC Bayern deklassiert den chancenlosen FC Porto mit einem fulminanten 6:1 und steht zum vierten Mal in Serie im Halbfinale der Fußball-Königsklasse. Die 3:1-Demütigung aus dem Hinspiel ist innerhalb einer Halbzeit vergessen.

München (dpa) – Nur in der Schlussphase schlichen sich ein paar Sorglosigkeiten ins Bayern-Spiel ein. Nun muss der deutsche Rekordmeister für seinen Titeltraum das Halbfinale in der ersten Mai-Hälfte bestehen, das am Freitag ausgelost wird.

Fußball Champions League Viertelfinal Rückspiel: FC Bayern München – FC Porto am 21.04.2015 in der Arena in München (Bayern). Xabi Alonso (M) von München jubelt über sein Tor zum 6:1.

Thiago Alcántara (14. Minute), Jérôme Boateng (22.), Robert Lewandowski (27./40.) und Thomas Müller (36.) sorgten am Dienstagabend vor 70 000 Zuschauern schon für Beifallsstürme zur Pause. Müller ist nach seinem 27. Königsklassentor nun vor Mario Gomez alleiniger deutscher Rekordschütze. Porto konnte durch Jackson Martinez (73.) nur noch verkürzen, als die Bayern schon im Abspul-Modus waren. In der 87. Minute sah Portos Ivan Marcano die Gelb-Rote Karte. Kurz darauf sorgte Xabi Alonso per Freistoß für den Endstand (88.)


Zum ersten Mal: Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt

Zum neunten Mal insgesamt und zum vierten Mal in Serie stehen die Münchner im Halbfinale der Königsklasse. In der Festung Allianz Arena wurde die beeindruckende Europacup-Saisonquote auf fünf Siege und 18:1 Tore ausgebaut.

Erstmals wurde von den Bayern ein Zwei-Tore-Rückstand noch aufgeholt – dies war in der Champions League zuvor nur dem FC Barcelona, Manchester United, dem FC Chelsea und AS Monaco geglückt. Pep Guardiola wahrte seine Serie, in der Champions League Minimum immer im Halbfinale zu stehen. An persönlichem Einsatz ließ es auch der Trainer nicht missen: Seine graue Anzughose platzte an der Außennaht.

“Niemals aufgeben” gaben die Fans in ihrer Choreographie das Motto des Abends vor. Die Bayern setzten es mit kontrollierter Leidenschaft auf dem Rasen schnell um. Kein taktisch blindes Anrennen wie vor einem Jahr gegen Real Madrid, aber vor allem keine dilettantischen Patzer wie in der Vorwoche in Porto.

Kaum zu glauben, dass Guardiola seine Startformation im Vergleich zum Hinspiel-Desaster nur auf einer Position verändert hatte – und Holger Badstuber (für Dante) hatte in der Defensive recht wenig zu tun. Bastian Schweinsteiger erlebte auf der Bank einen extrem unterhaltsamen Abend als Rückkehrer. Die weiter verletzt fehlenden Franck Ribéry und Arjen Robben wurden diesmal nicht vermisst.

Randnotiz: Guardiola platzte die Naht der Hose auf.


350. Bayern-Königstor

In der 10. Minute gab Lewandowski noch einen Warnschuss an den Pfosten ab. Kurz darauf köpfte der herausragende Thiago nach Flanke von Juan Bernat in spanischer Co-Produktion zur Führung ein – sein zweites Königsklassentor innerhalb einer Woche und das 350. der Bayern insgesamt. Energisch peitschte Thiago beim Jubel das Publikum an. Robben feierte ekstatisch auf der Tribüne – Guardiola aber tippte schnell mit beiden Zeigefingern an den Kopf. Der Fußball mit Hirn sollte weiter gehen. Und es kam auch viel Herz dazu.

Das Spiel über die Flügel wurde angesichts der Abwesenheit der gesperrten Porto-Außenverteidiger Danilo und Alex Sandro deutlich intensiviert – Philipp Lahm und Mario Götze wurden dort gesucht. Nach nur 22 Minuten war erreicht, wofür zuvor 90 Minuten veranschlagt waren. Boateng köpfte einer Ecke zum 2:0 ein. Über Porto brach nun ein bayrischer Fußball-Orkan herein. Den wohl schönsten Angriff der Saison vollendete Lewandowski nach Volley-Vorarbeit von Lahm und Müller ebenfalls per Kopfball zum 3:0.

Kurze Verschnaufpause mit Alonsos Schlusspunkt
Und weiter ging”s im munteren Wettballern. Müllers Fernschuss hoppelte abgefälscht zum 4:0 ins Tor – die Tor-Rekordlisten mussten aktualisiert werden. Lewandowski legte noch einen Treffer nach Vorarbeit von Müller nach. Nach der fußballerisch wohl besten ersten Halbzeit der Münchner Champions-League-Historie gab”s Standing Ovations der Fans. Die Ersatzspieler klatschten die vom Rasen kommenden Akteure ab. Die fünf deutschen Weltmeister mussten sich an das legendäre WM-Halbfinale gegen Brasilien mit dem gleichen Halbzeitresultat erinnert fühlen.

Die Perfektion der ersten Halbzeit wurde nach der Pause durch maximale Kontrolle abgelöst. Abgeklärt spielten die Münchner ihr Pensum herunter. Der ganz große Angriffsschwung war weg. Und ganz plötzlich musste die Konzentration in der Schlussphase nochmal hochgefahren werden, nachdem Martinez für den ersten Heimgegentreffer der Saison gesorgt hatte. Xabi Alonso, im Hinspiel noch gescholten, besorgte den Endstand.

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