Lübeck (dpa/lno) – Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen – mit dieser Volksweisheit hat Günter Grass es zeitlebens gehalten. Das Essen hat in seinem Leben und in seinem Werk immer eine große Rolle gespielt. Das zeigt eine Ausstellung, die von Mittwoch (1. März) an im Lübecker Günter-Grass-Haus gezeigt wird. «Grass kocht. Essen im Werk von Günter Grass» ist der Titel der Schau, die bis zum 20. September zu sehen sein wird. «Die Kulinarik beginnt bei Grass praktisch in seiner Kindheit und endet erst mit seinem Tod», sagte der Leiter des Grass-Hauses, Jörg-Philipp Thomsa, am Montag.
Eröffnet wird die Ausstellung in der Kulturwerft Gollan. Als Gäste werden Grass‘ Tochter Helene und der Sternekoch Johann Lafer erwartet. Danach ist die Schau bis zum 20. September 2023 im Günter-Grass-Haus zu sehen.
Grass hat nicht unterschieden zwischen seinem literarischen und seinem kulinarischen Werk, das wird in der Ausstellung schnell klar. Seine Öl- und Aquarellbilder zeigen Flundern, Krebse und anderes Seegetier ebenso wie die verschiedensten Gemüse. Alle diese Zutaten scheinen nur darauf zu warten, gemeinsam in einem Topf zu landen. «Grass hat als junger Mann den Hunger kennen gelernt», sagte Julia Wittmer, Kuratorin der Ausstellung. «Dieses Erlebnis hat er vermutlich nie mehr vergessen.»
Entsprechende liege der Focus der Ausstellung zwar auf der sinnlich-künstlerischen Gestaltung des Themas, sagte Thomsa. Doch auch die politische Dimension von Essen und Ernährung werde nicht vernachlässigt.
Die Ausstellung zeigt rund 60 Grafiken, Aquarelle, Fotos und Plastiken rund um das Thema Essen. Dazu ist ein Blindband mit dem Manuskript zu «Beim Häuten der Zwiebel» zu sehen und ein Skizzenbuch aus dem Jahr 1989, in dem Grass unter anderem Pilze und einen Dorschkopf festgehalten hat. Außerdem sind in der Ausstellung acht Fotos von Lübecker Köchinnen zu sehen, die stellvertretend für die acht historischen Köchinnen aus Grass‘ Roman «Der Butt» stehen und die in der Ausstellung eigene Rezepte präsentieren.
Parallel zur Ausstellung bietet das Museum Begleitprogramme für Erwachsene und Familien mit Kinder sowie Fortbildungen für Lehrkräfte an. «Grass war ein guter und leidenschaftlicher Gastgeber», sagte der Direktor des Lübecker Museumsverbundes, Tilman von Stockhausen. «Er hat aber auch stets darauf hingewiesen, dass die Ressource Essen endlich ist.»