London (dpa) – Man muss erstmal jemanden finden, dessen Lebensgeschichte klingt wie die von Frederick Forsyth. Der britische Schriftsteller – verantwortlich für Thriller wie «Der Schakal» und «Die Akte Odessa» – wollte eigentlich Kampfpilot werden. Landete dann als Journalist im Ausland. Und arbeitete auch mal dem britischen Geheimdienst zu.
Seine Bücher verkauften sich vielfach. Und die Lebensgeschichte des Engländers, der an diesem Freitag (25.8.) nun 85 Jahre alt wird, gibt Einblick in eine vergangene Welt.
Liest man seine Autobiografie «Outsider», sieht man vor dem inneren Auge den Zigarettenqualm aufsteigen und Reporter hastig auf Papierblöcken herumkritzeln – Laptops gab es natürlich noch nicht. Man hört Kampfflugzeuge dröhnen und es fallen Sätze wie: «Entweder fliegt man das Ding, oder man stirbt in dem Ding.»
Alte Porträtfotos zeigen Forsyth mit Kippe in der Hand, auf einem Motorrad sitzend. Viele Menschen kennen seine Bücher – zum fiktionalen Schreiben kam er aber eher über Umwege, zuvor arbeitete er als Journalist. Seinen ersten Roman «Der Schakal» will er in 35 Tagen geschrieben haben, damals habe er kein Geld gehabt und bei einem Freund auf dem Sofa geschlafen.
Das Buch – im englischen Original «The Day of the Jackal» – erzählt von einem Attentat auf den französischen Präsidenten Charles de Gaulle. Eine Zeit, die Forsyth vorher selbst erlebt hat, als Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters in Paris.
Während seiner Zeit in Frankreich bekam er in den 1960er Jahren auch einen neuen Posten zugeteilt. «Die wollen Ihnen Ost-Berlin geben, diese Dreckskerle», habe sein Kollege damals gesagt, schildert Forsyth in der Autobiografie. «Mit “die” meinte er das Hauptbüro in London. Ost-Berlin war ein genialer Posten; ein für die DDR, die Tschechoslowakei und Ungarn zuständiges Ein-Mann-Büro.» Inmitten des Kalten Kriegs wechselte Forsyth also in den deutschen Osten.
In seinen Memoiren stehen viele abenteuerliche Episoden, deren Details man glauben kann oder auch nicht. Es kommen etliche Affären mit Frauen vor. Und die steile These, er habe mit einer Meldung über einen Truppenaufmarsch an der Berliner Mauer beinahe den Dritten Weltkrieg ausgelöst – etwas übertrieben, wie er später dem «Tagesspiegel» sagte. «Wahr ist, dass ich einen Fehler beging.»
Später kehrte er noch einmal in die DDR zurück – für den britischen Geheimdienst sollte er als Tourist einreisen und auf dem Rückweg ein Päckchen mitbringen. Auf einer Museumstoilette in Dresden seien die Bündel schließlich ausgetauscht worden, schrieb Forsyth.
«Ich möchte den sehen, der nicht in so einem Moment den kleinen Wurm der Beklemmung in der Magengrube spürt. Ist der Kumpel der richtige Kumpel, oder wurde der echte Agent in der Woche zuvor hochgenommen und in den Verhörkellern gezwungen, alle Orte und vereinbarten Codes für das kommende “Treffen” auszuplaudern?» Auf dem Rückweg wurde sein Wagen kontrolliert – es hätte schiefgehen können. Letztlich schaffte Forsyth es nach eigenen Angaben, die Unterlagen in den Westen zu bringen.
Ein wichtiges Kapitel in seinem Leben: die Zeit als Korrespondent in Nigeria. Er berichtete über den Biafra-Krieg und kritisierte seinen damaligen Arbeitgeber BBC für dessen Arbeitsweise in dem Konflikt. Die Szenen in seiner Autobiografie, in denen er hungernde Kinder vor seinem Fenster schildert, bleiben lange im Gedächtnis.
Heutzutage schreibt Forsyth Kolumnen für den britischen «Daily Express» – und beschäftigt sich etwa mit einem möglichen Comeback des konservativen Ex-Premiers Boris Johnson und anderen politischen Themen. Den Austritt Großbritanniens aus der EU hat er unterstützt.
Dass seine Geschichte auch heute noch interessiert, zeigen Pläne für eine Neuverfilmung. «Der Schakal» soll als Serie mit Eddie Redmayne neuverfilmt werden, wie die Branchenblätter «Variety» und «Hollywood Reporter» berichteten. Der Roman wurde schon in den 1970ern verfilmt. In den 1990ern erschien ebenfalls ein Actionfilm mit dem Titel, mit Bruce Willis. Allerdings basiert der nur lose auf Forsyths Original.
Die Zeitung «Telegraph» fragte Forsyth einmal, was sein jüngeres Ich wohl aus seinem Leben gemacht hätte. «Es gab Zeiten, in denen es aussah, als würde ich das Frühstück am nächsten Morgen nicht mehr erleben», antwortete Forsyth. Aber er habe viel Glück gehabt im Leben – etwa mit seiner Aufnahme bei der Royal Air Force, seiner Arbeit als Korrespondent in Biafra, Paris und Ost-Berlin. Und er habe Glück gehabt, sagte er, vieles davon in Bücher zu verwandeln.