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Der Handelskrieg: Kampf um die Sojabohne

Seit Anfang des Jahres liefern sich Washington und Peking einen Schlagabtausch mit Strafzöllen. Inzwischen ist die Hälfte der amerikanischen Exporte nach China und knapp 85 Prozent der chinesischen Importe in die USA betroffen. Gespräche zwischen den beiden Nationen sind vorerst auf Eis gelegt.

Die Strafzölle zielen auf unterschiedlichsten Branchen ab: Angefangen mit Waschmaschinen und Solarzellen, über Stahl und Aluminium sind Landwirtschaft, Autoindustrie, Elektrotechnik und mehr betroffen.

Chinesische Importeure versuchen, Soja in anderen Ländern zu beschafften: Allen voran Brasilien und Argentinien.

Sojabohnen scheinen unscheinbar, zeigen aber die umfangreichen Auswirkungen von Strafzöllen. Als Antwort auf die Stahl- und Aluminiumzölle, hat China Strafzölle auf amerikanische Importe erhoben. Darunter befinden sich auch Sojabohnen. China ist der größte Soja-Importeur der Welt – ein Drittel davon kauft das Land von amerikanischen Bauern. Unter den US-amerikanischen Agrarerzeugnissen, die nach China exportiert werden, liegt die Bohne ganz vorne. Die Strafzölle treffen die USA somit hart. Mit dem wichtigsten landwirtschaftlichen Exportgut wurde im vergangenen Jahr – allein mit China – 14 Milliarden Dollar Umsatz gemacht. Nun befürchten sie, dass sie ihre Ware nicht loswerden.

Die Folgen sind aber auch für die Volksrepublik China zu spüren: Das Land muss ihren Soja-Hunger nun anders stillen. Chinesische Importeure versuchen, Soja in anderen Ländern zu beschafften: Allen voran Brasilien und Argentinien. Die Sojabohnenaussaat in Brasilien läuft auf Hochtouren: Mitte Oktober waren bereits 20 Prozent der geplanten Fläche bestellt – zwei Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2016. Dennoch droht der Volksrepublik in den kommenden Monaten ein Mangel an Sojabohnen. In den letzten drei Monaten sind die Sojabohnenimporte nach China gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent gesunken, was für die heimischen Viehzüchter eine Gefahr darstellt. Dieser Mangel wird auch die Preise für Sojabohnen in China beeinflussen.

Auch wenn US-Präsident Trump der Ansicht ist, Handelskriege sind gut und einfach zu gewinnen, sind sich Experten einig: Jeder wird unter den Handelskriegen leiden – erste Anzeichen sind bereits zu sehen. Trump zielt mit den Strafzöllen unter anderem darauf ab, dass Handelsdefizit auszugleichen. Tatsächlich ist das US-Handelsdefizit in den letzten Monaten größer geworden: Das Defizit im Warenhandel mit China stieg im Juli um 10 Prozent auf einen Rekordwert von 36,8 Milliarden Dollar.

Auf der anderen Seite belasten die Strafzölle Chinas Wirtschaftswachstum: In den vergangenen drei Monaten wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft mit 6,5 Prozent langsamer als erwartet – so schwach wie Anfang 2009.

Mehr Hintergründe zum derzeitigen Handelskrieg, Trump Motivation und mögliche Folgen zeigt folgende Infografik.

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