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Computerspiel-Messe Gamescom startet mit großem Andrang

Ob Rollenspiel, Egoshooter oder Strategiespiel: Die Nachfrage nach Computer- und Videospielen steigt seit Jahren. Bei der Messe Gamescom stellt die Spielebranche neue Produkte vor, die Fans sind begeistert. In der heimischen Entwicklerszene gibt es aber Sorgenfalten.

Beim Start der weltgrößten Computerspiele-Messe Gamescom sind am Mittwoch Tausende Menschen in die Kölner Messehallen geströmt. Das Angebot ist so groß wie nie, 1227 Aussteller zeigen bis Samstag neue Spiele, Hardware und andere Produkte aus der Gamingwelt – das sind rund 100 Aussteller mehr als voriges Jahr. Unter den Firmen sind Nintendo, Netease, Tencent und Ubisoft. Auch die Streamingdienste Netflix, Disney+, Crunchyroll und Amazon Prime sind dabei.

2022 kamen 265 000 Menschen zu dem Event der Gamer-Szene, dieses Jahr dürften es mehr werden. Der Rekord lag 2019 bei 373 000 Zuschauern. Auch die Reichweite im Internet ist groß, Millionen Menschen aus aller Welt verfolgen Gamescom-Events im Web.

Unter den Stars, die sich in diesem Jahr in Köln zeigen, ist der US-Filmregisseur Zack Snyder, der mit Actionfilmen wie «300» und «Justice League» Erfolge feierte. Sein Netflix-Zweiteiler «Rebel Moon» soll Ende 2023 und im Frühjahr 2024 herauskommen – laut einem bei der Gamescom-Eröffnungs-Show gezeigten Trailer wird es ein ebenso bildgewaltiges wie blutrünstiges Science-Fiction-Spektakel.

Snyder wies darauf hin, dass auch ein dazugehöriges Game geplant sei. «Es gibt eine große Parallele zwischen dem Geschichtenerzählen bei einem Videospiel und im Film. Die Grenzen sind fließend», sagte er am Mittwoch der dpa. «Obwohl der ganz große Hype von Spielen wie «Halo» oder «Call of Duty» noch nicht auf die Leinwand übergesprungen ist. Aber mal abwarten.»

Unter den bei der Messe vorgestellten Games sind eine neue Version der Egoshooter-Serie «Call of Duty», die Horror-Survivals «Alan Wake 2» und «Stalker 2: Heart of Chornobyl» sowie das Action-Rollenspiel «Starfield» und das Strategiespiel «Warhammer Age of Sigmar». An vielen Ständen bildeten sich lange Schlangen von Gamern, die spielen wollten. Eigentlich war der Mittwoch für Fachpublikum reserviert, es waren aber auch ausgewählte Fans zugelassen. In den kommenden Tagen dürfte das Besucheraufkommen noch deutlich höher werden – ab Donnerstag ist jedermann zugelassen, der ein Ticket hat. Der Samstag ist bereits ausverkauft.

Unter den Messebesuchern befanden sich am Mittwoch zahlreiche Kostümierte. Bei dem sogenannten Cosplay kostümieren sich Fans nach dem Vorbild von Charakteren aus verschiedenen Videospielen. Neben den klassischen Spielständen gab es Bühnenprogramm mit Diskussionsrunden, Konzerten und Spielwettkämpfen.

Unterdessen ging die Debatte um Fördergelder des Bundes weiter. Laut Vorschlag des Bundeswirtschaftsministeriums sollen im kommenden Jahr nur 48,7 Millionen Euro an deutsche Games-Firmen fließen, 2023 waren es 70 Millionen Euro. Der Verband Game befürchtet einen herben Rückschlag für die heimische Branche, aus seiner Sicht wären 125 Millionen Euro zur Deckung der Nachfrage nötig.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) setzte sich bei einem Messebesuch für eine Aufstockung der Bundesförderung ein. Allerdings sitzt seine Partei im Bundestag nur auf der Oppositionsbank.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck reiste am Mittwochabend an. Der Forderung nach mehr Bundesmitteln erteilte er eine Absage. Er hätte zwar gern «10, 20, 30 Millionen Euro mehr mitgebracht», aber das habe er nicht, sagte der Grünenpolitiker. Es sollten aber Wege gefunden werden, um das zur Verfügung stehende Geld zielgenauer einsetzen, sagte der Grüne. Auch andere Fördertöpfe des Bundes – etwa für Start-ups – könnten interessant sein für die Spielefirmen.

Bei den von der Branche geforderten Steuererleichterungen will Habeck die Branche hingegen unterstützen – hierbei könnten Investitionen steuerlich angerechnet werden und dadurch Firmen finanziell entlastet werden. «Ich will mich dafür sehr einsetzen, dass das kommt.» Die Steuergesetzgebung fällt allerdings nicht in Habecks Zuständigkeit, sondern in die von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP).

Die Gamer-Branche wächst seit Jahren, in Corona-Zeiten bekam sie einen kräftigen Schub – damals waren die Menschen viel zu Hause und hatten daher auch Zeit für die virtuellen Gaming-Welten. Auch in den kommenden Jahren soll die Nachfrage wachsen. Deutsche Entwickler spielen in dem Geschäft nur eine Nebenrolle, wollen künftig aber stärker von dem globalen Wachstum profitieren als bisher.

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