Auf ihrer Gotland Reise 1741 versuchten Linné und seine Begleiter nach Lappland und Mittelschweden nun auch die Südinsel zu kategorisieren. Die munteren Naturforscher ritten da etwa von Martebo Richtung Hangvar über Kalksteinfelsen. Der kluge Mann verglich dabei den Kalkstein mit Zucker, da Wetter und Wind den Felsen purös gemacht hätten. Und er stellte entzückt fest: Wo nichts mehr wächst, da wachsen hier alpine Pflanzen wie “Bärbeere” oder „Mehlbeere“.
Natur gab es viel zu erforschen, wie etwa das Naturreservat Träskmyr-Vasteå mit 180 Hektar oder das Natuschutzgebiet Klinteklinten am steilen Osthang des Klinteberges, wo sich sich ein etwa 300 Meter langes Feld mit hohen Rauken erstreckt – im Süden ein drei Meter hohes Portal. Das Naturschutzgebiet Malms-Kyllaj am Osthang einer nordwestlich von Kyllaij gelegenen Karsterhebung wartet mit 50 Rauken, Klippenbildungen mit bis zu sechs Metern Höhe, auf. Der gotländische Boden ist größtenteils aus Korallenriffen aufgebaut, die sich in einem tropischen Meer vor etwa 400 Millionen Jahren, in der Silurperiode, gebildet haben. Zwischen den fossilen Riffen liegen Schichten aus abgelagertem Kalkstein und tonigem Mergel. Nach der letzten Eiszeit, vor mehr als 10.000 Jahren, war Gotland völlig von Wasser bedeckt.
Befreit von der Last des Eises erhob sich das Land allmählich über den Meeresspiegel. Die Wellen bearbeiteten das Gestein dort, wo Land und Meer aufeinandertrafen. Die Riffkörper widerstanden der Verwitterung besser als das umgebende Segmentgestein. Als sich das Meer weiter zurückzog, blieben die Rauken aus hartem, nicht gelagertem Riffkalk wie isolierte Steinpfeiler stehen. Die größten Rauk-Felder befinden sich auf der Insel Fårö im Norden, an der mittleren Ostküste, auf den Karlsinseln und an der Südspitze, an Storsudret. Ein gut erhaltenes Herrenhaus von 1720 aus der Ära der „Kalkbarone“ befindet sich im Nordosten des Reservats. An der südlichen Grenze steht ein alter Kalkofen. In Kyllaj rastete Linné auf seiner Götländischen Reise 1741. Er fertigte eine Zeichnung von den steinernen Giganten im Meer an.