Salvador/Rio de Janeiro (dpa) – Erstmals seit der Corona-Pandemie haben in Salvador da Bahia, das als afro-brasilianische Hauptstadt Brasiliens gilt, wieder zahlreiche Menschen die Göttin Iemanjá geehrt. Auch in anderen Teilen des südamerikanischen Landes wurde das traditionelle und beliebte Fest zu Ehren der «Königin des Meeres» begangen, wie das brasilianische Nachrichtenportal «G1» und die Nachrichtenagentur «Agência Brasil» berichteten.
So zog etwa in Rio de Janeiro am Tag der Meeresgöttin des afro-brasilianischen Umbanda-Kults am Donnerstag (Ortszeit) eine Prozession an der Promenade des berühmten Ipanema-Strands entlang. Teilnehmer und Zuschauer, viele unter ihnen in Weiß gekleidet, warfen wie an Silvester Blumen ins Meer und formulierten einen Wunsch, Umbanda-Priester schlugen auf ihre Trommeln und sangen.
«Der Tag von Iemanjá soll der Umbanda und dem Candomblé Sichtbarkeit verleihen und sie an einen Strand im Herzen des Tourismus, in Ipanema, bringen», sagte der Musiker Marcos André Carvalho, der die Feier ähnlich wie in Salvador veranstaltet hatte.
Ursprünglich stammten die Orixás, wie die afro-brasilianischen Gottheiten genannt werden, aus Afrika. Millionen von Sklaven waren zu Kolonialzeiten nach Brasilien verschleppt worden, und sie brachten ihren Glauben mit. Weil die Kolonialherren und die katholische Kirche die afrikanischen Kulte lange Zeit unterdrückten, tarnten die Sklaven ihre Orixás unter dem Deckmantel christlicher Heiliger oder frommer Titel. So entspricht Iemanja etwa Unserer Lieben Frau der Seefahrer. Kulte wie Candomblé oder Umbanda sind in Brasilien weit verbreitet.