London (dpa) – Zur Unterstützung wichtiger Branchen plant die neue britische Premierministerin Liz Truss Medien zufolge eine Kehrtwende in der Migrationspolitik. Die Regierungschefin wolle die Liste von Berufen, die auf der Mängelliste stehen und bei Arbeitsvisa bevorzugt berücksichtigt werden, ausdehnen, damit Unternehmen freie Stellen leichter mit ausländischen Arbeitskräften besetzen können, berichtete die Zeitung «Sun» am Sonntag. Zudem solle die Grenze von 40 000 Visa ausgeweitet und die maximale Aufenthaltsdauer von einem halben Jahr aufgehoben werden. Das solle unter anderem der Landwirtschaft helfen.
Mit dem Brexit hatte Großbritannien die Regeln für Arbeitskräfte aus der EU deutlich verschärft. Seitdem sind aufwendige und teure Visa nötig. In der Folge klagten zahlreiche Branchen wie die Agrar- oder auch die Fleischindustrie über erheblichen Mangel. Nahrungsmittel verrotteten auf den Feldern, etliche Schweine mussten gekeult werden. Viele Hotels und Restaurants reduzierten Angebote und Öffnungszeiten. Vor allem in diesen Bereichen waren sehr viele EU-Bürger beschäftigt. Die Wirtschaft hatte daher Visaerleichterungen gefordert.
Mit ihrem Vorgehen dürfte Truss vor allem Brexit-Unterstützer gegen sich aufbringen. Das Versprechen deutlich niedrigerer Zuwanderung und mehr Jobs für Briten war eines der Hauptargumente für den Austritt aus der EU.