Meitingen (dpa/lby) – Schon im vergangenen Sommer mussten Freibäder in Bayern wegen Personalmangels schließen oder die Öffnungszeiten einschränken – für die Zukunft sieht es nach Einschätzung des Landesverbands der Schwimmmeister noch schlechter aus. «Die Aussichten sind sehr düster. In zehn Jahren haben nicht mehr so viele Bäder auf, definitiv», sagte der Verbandsvorsitzende Ralf Großmann in Meitingen der Deutschen Presse-Agentur.
Das Problem betreffe nicht nur den Sommer. «Der Personalmangel macht sich auch in der Hallenbadsaison bemerkbar. Da wird er aber auf dem Rücken des einzelnen Arbeitnehmers ausgetragen, insofern, als er mehr arbeitet», sagte Großmann. Wenn dann noch die Freibäder öffneten, träten die Lücken deutlich zu Tage. «Nach meiner Einschätzung ist der Mangel noch größer geworden, weil noch mehr rausgegangen sind aus dem Beruf.»
Vor allem die unattraktive Bezahlung, aber auch die hohe Arbeitsbelastung, die häufig kurzfristig geänderten Dienstpläne und die Arbeitszeiten auch am Abend oder Wochenende schreckten viele ab, sagte Großmann. Seit Jahren glichen die neu ausgebildeten Schwimmmeister nicht den durch die Aussteiger entstehenden Bedarf aus. Zudem stünden viele Bademeister vor der Rente.
Einfach weniger Personal für die Aufsicht am Beckenrand einzusetzen, sei aber keine Lösung, betonte Großmann. «Noch weiter runter ist ein absolutes No-go, denn die Leute sollen sich sicher fühlen im Bad.» Es werde sich auch «kein Bürgermeister oder Werkleiter oder auch der einzelne Schichtleiter darauf einlassen, dass er alleine dasteht mit 3000 Leuten». Schließlich seien diese für die Sicherheit der Badegäste verantwortlich. «Die Leute kommen in die Bäder, weil eine Aufsicht da ist. Es gibt Ertrinkungsunfälle, aber dann ist Erste Hilfe und alles da. Sicherheit ist das A und O bei uns.»
Um diese dauerhaft zu gewährleisten, gibt es laut Großmann nur eine Lösung: «Man muss über das Gehalt gehen. Das ist der größte Ansatzpunkt, das man da mehr erhöht.» Viele Beschäftigte werden im Rahmen des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes bezahlt, nach dreijähriger Ausbildung steigen sie mit rund 2200 Euro brutto ein – bei oftmals von Anfang an großer Verantwortung für die komplette Schicht.
«Die Anforderungen sind hoch. Es meint jeder, er muss da nur am Beckenrand stehen und geht dann mal schwimmen, dabei haben wir Technik, Chemie, medizinische Fachkunde, Gesetze – der Beruf umfasst schon viel in seiner Vielfalt», schilderte Großmann. «In der Praxis fängt das beim Hausmeister an und hört beim Psychologen für die Badegäste auf.» Wer den Abschluss in der Tasche habe, sei auf dem Arbeitsmarkt hoch begehrt. «Man muss sich bei uns gar nicht mehr bewerben, man wird angerufen, ob man nicht woanders hingehen will.»