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Aufstieg und Fall Narbonnes

Von Ciceros Ausspruch, durch die Hauptstadt der Provinz Gallia Narbonensis, der ersten römischen Kolonie außerhalb Italiens, führe die „Straße der Latinität“, ist nicht mehr als das lebendige Durcheinander auf den von mächtigen Platanen beschatteten Boulevards zu spüren. Das moderne Narbonne ist ein wenig schlampig, durchweg multikulturell und mit einigen Ausnahmen eher unspektakulär.

Der Kanal ist Narbonnes Determinante der Lebensfreude.

Narbonne
Einwohner: 51.300 (Großraum 146.931)
Tourist-Info: 31, rue Jean Jaurès, Telefon: (0033-4) 68 65 15 60 www.mairie-narbonne.fr
Markt: Les Halles, 1 bd. Du Docteur-Ferroul, www.narbonne.halles.fr
Souvenirs: Les Cuisiniers Cavistes, 1-5 pl. Lamourguier, Telefon: (0033-4) 68 65 04 43, www.cuisiniers-cavistes.com, Di-Sa, 8-19.30 Uhr, regionale Wein- und Spezialitätenhändler
Hausboote: Vermietung von Hausbooten (2-12 Personen), Nicols, Port du Somail, Allée de la Glacière, Le Somail, Telefon: (0033-4) 68 46 00 97, www.nicols.com, März bis Oktober täglich außer Do, 8-12 und 14-18 Uhr

Von „Galeeren voller Schätze, die den Reichtum der Einwohner der guten Stadt begründen“ sang der Burgunder Troubadour Bertrand de Bar Ende des 12. Jahrhunderts. 200 Jahre später hatten der 100-Jährige Krieg, die Versandung der Aude, die Pest und der Auszug der Juden den Niedergang der Stadt eingeleitet, um die sich Westgoten, Sarazenen und Karl der Große gekloppt hatten.

Den letzten großen Konflikt erlebte die südfranzösische Weinhochburg bei den großen Winzer-Demonstrationen am 19. Und 20. Juni 1907.

Der Weinkrieg von Narbonne

Riesige Weinernten zwischen 1900 und 1905 hatten die Weinkurse einbrechen lassen. Der Zorn der Winzer entlud sich in den größten Massendemonstrationen Südfrankreichs. In der Bewegung sind all jene vertreten, die vom Wein leben – angeführt von Marcelin Albert, der Gründer des Comité von Argeliers. Die Demos lösten schließlich sogar Meutereien bei den jungen Soldaten aus der Region aus. Regierungschef Georges Clémenceau sah sich gezwungen, Truppen aus anderen Gebieten anzufordern, um die Ordnung im Languedoc wiederherzustellen.

Repräsentationsbau am Rathausplatz.

Der Bürgermeister von Narbonne stand auf Seiten der Weinrebellen: Dr. Ernest Ferroul, wurde am 19. Juni 1907 verhaftet, es kommt zu Zusammenstößen von Demonstranten und Soldaten, in deren Verlauf sechs Menschen erschossen wurden. Der Regierung wurde bewusst, dass sie den berechtigten Anliegen der Protestbewegung entgegenkommen musste: Am 8. August wurde ein Statut für eine südfranzösische Winzervereinigung erlassen, die in der Folge wirksame Kontrollen bei der Herstellung und Vertrieb unverfälschten Weins durchsetzte.

Pompöser Erzbischofspalast und imposante Kathedrale
Der alte Kern der Stadt ist nicht sehr groß, hat es aber in sich: Blickfang rund um die Place del’Hôtel de Ville sind die drei Vierecktürme an der Ostfassade des Palais des Archevêques, des erzbischöflichen Palastes, den man durch einen Durchgang des neogotischen Rathauses des berühmten Architekten Viollet-le-Duc betritt.

Die ursprünglich schlichte Residenz mit dem Palais Vieux aus dem 12. Jahrhundert wuchs im Laufe der Jahrhunderte zu einem pompösen Komplex mit den Türmen Madeleine und Aycelin (13. Jh), der Tour St-Martial und dem Palais Neuf (14. Jh) sowie den Wohngemächern der Erzbischöfe (17. Jh) und herrlichen Innenhöfen.

Tipp
Musée archéologique
Das Museum besitzt die größte Sammlung römischer Malereien in Frankreich – sie stammen vor allem aus den vornehmen Wohnhäusern des antiken Narbo Martius zwischen 1 und 200 n.Chr. Palais des Archevêques, Place de l‘Hôtel-de-Ville, Telefon: (0033-4) 68 90 30 54, April bis September 9.30-12.15 und 14-18 Uhr, Oktober bis März außer Montag 10-12 und 14-17 Uhr.

Zwischen der Tour St-Martial und der Tour de la Madelaine führt die Passage de l’Ancre zur Kathedrale St-Just-et-St-Pasteur – den Grundstein für die vierte an dieser Stelle errichtete Bischofskirche schickte Papst Klemens IV. 1272 nach Narbonne. Der Hl. Vater war zuvor selbst Erzbischof der Stadt gewesen.

Der im Stil der nordfranzösischen Hochgotik gestaltete Chor wurde 1332 vollendet – die politische, soziale und wirtschaftliche Krise des 14. Jahrhunderts verzögerte jedoch den Weiterbau, zumal dafür Teile der Stadtmauer abgerissen werden mussten.

Erst im 18. Jahrhundert wurden die letzten Arbeiten abgeschlossen, ohne jedoch das ursprüngliche Konzept vollenden zu können. Unbedingt sehenswert sind der gotische Altar im 41 Meter hohen Chor und der aus Gold- und Seidenfäden gewobene flämische Wandteppich mit der Schöpfungsgeschichte (Ende 15. Jh) in der Schatzkammer (Trésor).

Die beliebte Uferpromenade.

Uferpromenade und Quartier de l`Europe
Buntes, oft afrikanisches Markttreiben spielt sich im Schatten der Platanen am Ufer der Robine ab. Ein Rundgang ab dem Rathausplatz vorbei an der possierlichen Fußgängerbrücke an der Promenade des Barques bis zum Pont de la Liberté können wir empfehlen – am anderen Ufer des Canal de la Robine hat sich wieder ein französischer Architekt an einer Kreativlösung für eine weitere stählerne Markthallenkonstruktion versucht.

Promenieren Sie am anderen Ufer durch einen kleinen Park mit einem stolzen Hahn-Denkmal, machen eine kleine Kaffeepause und vollenden den Kreis mit der Überquerung des Pont des Marchands, eine bescheidene Ausgabe des Florentiner Ponte Vecchio mit bunten Geschäften.

Übernachten
Hôtel de France
Sympathisches Jahrhundertwendehaus in einer ruhigen Nebenstraße im Stadtzentrum – Doppelzimmer 55 bis 73 Euro pro Nacht. 6 rue Rossini, Telefon: (0033-4) 68 32 09 75, E-Mail: accueil@ hotelnarbonne.com

Zurück am nördlichen Ufer spazieren wir bis zum Boulevard Fréderic Mistral, in den wir rechts einbiegen – an der viel befahrenen Straße mit einem klobigen Palast der Arbeit, die Maison des Jeunes et de la Culture, stehen noch einige stattliche Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert. Sie befinden sich auf den Dämmen der alten Schutzmauer und bilden eine neue Grenze,die von der Fußgängerzone „Passage Rossel“ gequert wird.

Treppen verbinden die tiefer gelegenen Boulevards entlang der ehemaligen Festungsgräben mit dem Damm. Der alte Pulverturm aus dem 17. Jahrhundert beherbergt heute eine zeitgenössische Kunstausstellung. Auf dem Weg liegen außerdem das Fremdenverkehrsamt und die alte Kapelle der blauen Büßer.

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