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Appell von Forschern: Naturnahe Lebensräume der Oder wiederherstellen

Tonnen von Fischen sind in der Oder gestorben. Auch Wochen später ist die Ursache noch nicht genau geklärt. Wie kann sich der Grenzfluss erholen? Forscher wenden sich auch an die Politik, damit sich die Umweltkatastrophe nicht wiederholt.

Wissenschaftler appellieren nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder, die naturnahen Lebensräume des Flusses wiederherzustellen. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) mahnte am Montag in einem Papier mit Handlungsempfehlungen, die Oder nicht weiter durch flussbauliche Maßnahmen etwa zur Vertiefung zu regulieren und Grenzwerte für Emissionen zu senken. Der Oder-Ausbau ist ein Streit-Thema zwischen Deutschland und Polen.

«Die Zukunft der Oder und ihrer Lebewesen wird davon abhängen, ob Politik und Behörden sich dazu entschließen, die natürliche Widerstandsfähigkeit des Ökosystems zu stärken», sagte IGB-Biologe Jörn Geßner. Das Forschungsinstitut bezeichnete das Fischsterben in der Oder als eine «menschengemachte Umweltkatastrophe». Vor Wochen waren in dem deutsch-polnischen Grenzfluss tonnenweise tote Fische geborgen worden.

Die Analyse des Fischsterbens zur abschließenden Klärung der Ursache läuft noch. Eine deutsch-polnische Gruppe von Expertinnen und Experten soll bis 30. September Ergebnisse ihrer Untersuchungen vorstellen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hatte im August gesagt, sie poche auf einen Stopp des Oder-Ausbaus. Polen dagegen wollte daran festhalten.

Wissenschaftler des IGB hatten bei Untersuchungen eine giftige Goldalge (Prymnesium parvum) festgestellt. Dies habe sich in einem bislang noch unbekannten Ausmaß im Fluss ausgebreitet, hieß es am Montag. Das Gift dieser Alge habe im August zum Tod von Fischen, Muscheln und Wasserschnecken geführt. Zu hohe Salzkonzentrationen durch industrielle Einleitungen hatten laut Wissenschaftlern einen künstlichen Lebensraum für sie geschaffen.

Mehrere Belastungsfaktoren in der Oder konnten den Wissenschaftlern zufolge eine solch «fatale Wirkung» entfalten, weil zuvor Ausbaumaßnahmen die natürliche Widerstandsfähigkeit des Flusses gegenüber hydrologischen und klimatischen Veränderungen reduziert hätten. «Wenn die Salzkonzentrationen nicht sinken und wir durch den Klimawandel weiterhin zu heiße und trockene Sommer erleben, kann es zukünftig wieder zu solchen Massenentwicklungen giftiger Algen kommen», erläuterte IGB-Forscher Tobias Goldhammer.

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