Canberra (dpa) – Raue See mit meterhohen Wellen, pfeifender Wind und über tausende Kilometer kein Land in Sicht: So sieht es im südlichen Indischen Ozean aus, wo Schiffe nach der verschollenen Malaysia Airlines-Boeing von Flug MH370 suchen. Jetzt ist das erste Wrackteil 4000 Kilometer weiter westlich aufgetaucht. Die Hoffnung wächst, damit der Aufklärung des mysteriösen Falls näher zu kommen.
Was bedeutet der Fund für die Suchmannschaften?
Strömungsmodelle belegen, dass Wrackteile aus dem vermuteten Absturzgebiet genau dahin geschwemmt werden könnten, wo die Flügelklappe gefunden wurde. Insofern bestärkt der Fund die Spezialisten, das sie zumindest nicht am falschen Ort suchen. Aber der Wrackteilfund kann die Suche nicht weiter eingrenzen und damit die Erfolgsaussichten beschleunigen.
Warum dauert die Suche so lange?
Niemand weiß, wo genau die Maschine abgestürzt ist. Das Suchgebiet ist 120 000 Quadratkilometer groß, so viel wie die neuen Bundesländer und Schleswig-Holstein zusammen. Es handelt sich um eine der unwirtlichsten Meeresregionen der Welt, zwischen Australien, Südafrika und der Antarktis, tausende Kilometer von jeder Landmasse entfernt. Kommt hinzu, das niemand den Meeresboden dort je vermessen hat. Die Kenntnisse seien deutlich geringer «als die über Mond, Mars und Venus», meinte der Meeresbodenspezialist Walter Smith frustriert.
Trotzdem, lässt sich nicht auch ein riesiges Gebiet systematisch mit Kameras absuchen?
Es handelt sich ja nicht um einen flachen Meeresboden, über den Schiffe einfach Kameras an der Leine ziehen können. Das Terrain ist höchst schwierig. Das Meer ist teils 6000 Meter tief, es ist also am Boden stockdunkel. Dann liegen dort Reste submariner Vulkane, es gibt bis zu 300 Meter hohe Berge und 1400 Meter tiefe Gräben.
Wie wird denn dann gesucht?
Die niederländische Bergungsfirma Fugro hat zwei Schiffe sowie ein ferngesteuertes, unbemanntes Vehikel (AUV) im Einsatz. Die 65 Meter lange «Fugro Equator» und die 70 Meter lange «Fugro Discovery» können beide Equipment mit Sonden und Kameras an Leinen herablassen. Sensoren können nach Angaben von Fugro auch Flugzeugbenzin orten.
Sind die Boote pausenlos im Einsatz?
Nein, gerade jetzt, im antarktischen Winter muss etwa das ferngesteuerte Vehikel pausieren. Der Wellengang ist zu gefährlich. Weder die «Discovery» noch die «Equator» sind zur Zeit vor Ort. Sie müssen Crews auswechseln und Vorräte besorgen – in Fremantle an der australischen Westküste, eine mehrtägige Reise. Die «Equator» soll am 12. August wieder im Suchgebiet sein.
Wie groß sind die Aussichten, das Wrack überhaupt zu finden?
Der Chef der australischen Luftsicherheitsbehörde hat sich gerade noch einmal zuversichtlich gegeben. «Wir werden das Flugzeug dort finden», sagte Martin Dolan.
Und dann weiß man endlich, was damals an Bord passiert ist?
Das ist leider nicht gesagt. Dazu müssten die Blackboxen gefunden werden, die technische Daten und Gespräche im Cockpit aufzeichnen. Die könnten aber Hunderte Kilometer vom Wrack weggedriftet sein. Selbst wenn man sie findet, ist die Frage: Sind sie noch intakt?
Also können nur die Blackboxen das Geheimnis um MH370 lüften?
Auch das ist nicht gesagt. Selbst, wenn sie intakt sind: Der Gesprächsaufzeichner speichert nur die letzten zwei Stunden. Die Maschine flog aber sieben Stunden Richtung Süden, ohne jeglichen Kontaktversuch der Piloten. Wenn sie bewusstlos waren, dürfte das Band leer sein. Wenn das Unglück nicht von einem technischen Versagen ausgelöst wurde, dürfte der Datenschreiber auch nur zeigen, dass die Maschine irgendwann mangels Benzin abstürzte. Warum sie auf dem Kurs war, würde dann für immer ein Rätsel bleiben.