München (dpa) – Trotz des Ansturms auf die Berge hat der Deutsche Alpenverein (DAV) im vergangenen Jahr deutlich weniger Bergunfälle seiner Mitglieder verzeichnet als in den Jahren zuvor. Die Zahl sank demnach auf 669 gegenüber 935 im Vorjahr – ein Rückgang um ein Viertel. Das teilte der DAV am Mittwoch bei der Vorstellung seiner Bergunfallstatistik in München mit.
Die DAV-Zahlen stehen dabei dem allgemeinen Trend entgegen: Unter anderem die Bergwacht Bayern, aber auch der Schweizer Alpen-Club und die Alpinpolizei Österreich berichten gerade seit Beginn der Pandemie und dem damit verbundenen Andrang auf Ziele in der Natur über steigende Unfallzahlen.
Ein möglicher Grund für die Diskrepanz sei, dass DAV-Mitglieder defensiver unterwegs seien und über eine bessere alpine Ausbildung verfügten, sagte Julia Janotte von der DAV-Sicherheitsforschung. Zudem waren im Winter 2020/2021 in Deutschland die Skigebiete geschlossen, Pistenunfälle fielen daher weg. Fast die Hälfte aller Unfälle ereignete sich beim Wandern. In 60 Prozent der Fälle war ein Sturz die Ursache.
Zusätzliche Gefahren speziell im Hochgebirge bringt den Angaben zufolge der Klimawandel mit sich. Mit dem Abtauen von Gletschern und Permafrost, der wie ein Kleber das Gestein in der Höhe zusammenhält, steige die Gefahr von Fels- und Eisstürzen, sagte Lorenz Berker von der DAV-Sicherheitsforschung. Der massive Felssturz an der Marmolata in den Dolomiten im Juli mit elf Toten hatte Bergsportler und Klimaforscher aufgeschreckt. Aus dem Gletscher war eine ganze Schicht herausgebrochen. Manche Hütten etwa am Mont Blanc seien dieses Jahr wegen Steinschlag- und Felssturzgefahr geschlossen gewesen.