Rostock/Schwerin (dpa/mv) – Hohe Gaspreise und drohende Versorgungslücken bei Energie bringen nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Mecklenburg-Vorpommern Gastronomen immer mehr in existenzielle Not. «Die Rückmeldungen in Bezug auf die Kostensteigerungen in der Energiebeschaffung aus der Branche sind dramatisch. Viele Unternehmen skizzieren uns, in diesem Winter oder gar für immer schließen zu wollen oder zu müssen», sagte der Präsident des Dehoga-Landesverbandes, Lars Schwarz, am Dienstag nach einem Treffen mit seinen ostdeutschen Amtskollegen.
Das Gastgewerbe als Dienstleistungsbranche sei nicht nur personal-, sondern auch enorm energieintensiv. Doch könnten die aktuellen Kostensteigerungen nicht mehr aufgefangen oder gar als Preis am Markt durchgesetzt werden. «Es ist daher nur zu folgerichtig, dass Unternehmerinnen, Unternehmer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Verlässlichkeit im Sinne von Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Energie brauchen», richtete Schwarz einen Appelle an die Politik.
Skeptisch äußerte er sich zu den Sanktionen, die wegen des Angriffs auf die Ukraine gegen Russland verhängt wurden. Den Ankündigungen der Politik zufolge dürften diese Sanktionen Deutschland, seine Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft nicht stärker belasten als Russland. «Allerdings sehen wir mit Sorgen, dass diese rote Linie überschritten ist. Hier muss die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Schon jetzt leiden nämlich unsere Unternehmen, unsere Mitarbeiter sowie die Bevölkerung massiv unter den Sanktionsmaßnahmen», sagte Schwarz, ohne aber direkt eine Rücknahme der Handelsbeschränkungen zu fordern.
«Sollte es wirklich zu Versorgungsengpässen oder Schließungen kommen, müssen entsprechende Hilfspakete für die betroffenen Branchen bereitstehen», mahnte Schwarz. Dies betreffe die Unternehmen selbst und auch deren Belegschaften, für die das in der Corona-Pandemie aufgelegte Kurzarbeitergeld verlängert werden solle. Schwarz warb zudem für die Verlängerung der Mehrwertsteuer-Absenkung auf Speisen. Darin liege die beste Möglichkeit, der heimischen Gastronomie in Zeiten von Krisen und Existenznot etwas Hoffnung zu geben.
Die Tourismusbranche gilt als eine der tragenden wirtschaftlichen Säulen in Mecklenburg-Vorpommern. Laut Wirtschaftsministerium trägt sie etwa 10 Prozent zum Primäreinkommen im Land bei und damit doppelt so viel wie im Bundesdurchschnitt. Rund 173 000 Menschen im Nordosten bestreiten demnach ihren Lebensunterhalt direkt und indirekt durch den Tourismus.