Deutschland

Schad warnt vor unmenschlichkeit

Die tödliche Messerattacke auf ein 15-jähriges Mädchen im pfälzischen Kandel hat auch die Menschen in den Silvestergottesdiensten beschäftigt. Der Präsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, Christian Schad, ermahnte die Gläubigen am Sonntag in Ludwigshafen: «Lassen wir uns nicht zur Unmenschlichkeit verführen.» Mit Blick auf kriminelle Flüchtlinge zitierte die «Bild am Sonntag» aus einem unveröffentlichten Lagebild des Bundeskriminalamts (BKA).

Das Entsetzen nach dem gewaltsamen Tod eines Mädchens in der Pfalz ist groß. Kirchenpräsident Schad warnt davor, Flüchtlinge pauschal zu verdächtigen. Das BKA unterfüttert das mit Zahlen. Politiker wollen das Alter junger Asylbewerber strenger prüfen lassen.

Kandel (dpa) – Politiker verschiedener Parteien forderten derweil eine konsequentere Altersprüfung junger Flüchtlinge. Tatverdächtig für die Bluttat in einem Drogeriemarkt in Kandel ist ein nach Behördenangaben ebenfalls 15-jähriger Ex-Freund, der in Untersuchungshaft sitzt. Am Alter des Afghanen waren Zweifel aufgetaucht. Wäre der mutmaßliche Täter volljährig, müsste er sich nach dem Erwachsenenstrafrecht verantworten.

Menschen halten vor den abgelegten Blumen und Kerzen am 28.12.2017 vor dem Drogeriemarkt in Kandel (Rheinland-Pfalz) inne. Nach Aussage der Staatsanwaltschaft Landau und des Polizeipräsidiums Rheinpfalz hat ein 15 Jahre alter Afghane in Kandel ein gleichaltriges deutsches Mädchen erstochen. Dem Angriff sei ein Streit zwischen den Teenagern in einem DM-Drogeriemarkt in der Lauterburger Straße vorausgegangen.

Im Anblick solch schrecklicher Ereignisse brächen Sorgen, Fragen und Ängste auf, sagte Kirchenpräsident Schad laut Pressemitteilung. «Dort, wo Menschen sich gegenseitig trösten, lassen wir nicht zu, dass Taten wie die in Kandel Hass und Vergeltungswünsche in unsere Herzen säen.» In dieser Situation ganze Menschengruppen pauschal zu verdächtigen, helfe den Betroffenen nicht. Er verwies darauf, dass wir «vor der Tat eines einzelnen afghanischen Flüchtlings stehen, nicht vor einer Gruppe von Menschen, die – wie er – Afghanen oder Flüchtlinge sind». In Kandel wollten am Montagabend vier Kirchengemeinden in ihrem ökumenischen Neujahrsgottesdienst des Opfers gedenken.

Die «Bild am Sonntag» berichtete über das nach ihren Angaben «gesamte interne Lagebild» des Bundeskriminalamts (BKA) zur Straffälligkeit von Flüchtlingen. «Die Zahl der Fälle von Straftaten durch Zuwanderer lag im 1. Halbjahr 2017 unter dem Niveau der Fallzahlen des 2. Halbjahres 2016», heißt es darin. Als Zuwanderer zählen Asylberechtigte, Asylbewerber, Geduldete, Kontingent- oder Bürgerkriegsflüchtlinge und Illegale, nicht aber Staatsangehörige von EU-Ländern. Die meisten Straftaten von Zuwanderern waren Vermögens- und Fälschungsdelikte, Rohheitsdelikte und Diebstahl. Straftaten «gegen das Leben» machten 0,14 Prozent der Fälle aus.

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