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Die PortuFiesen gurken weiter

Schuld sind sie ja selber an ihrem traurigen Ausscheiden: Die Polen schaffen es, exakt den Fehler vom Schweiz-Spiel zu wiederholen - rasanter Auftakt, schnelles Spiel und dann den Gegner durch Passivität aufbauen. Der einzige portugieische Aktivpart, Renato Sanches, schafft mit der einzig überraschenden Volte des Spiels den Ausgleich. Danach: Stillstand bis zur 120. Minute. Ein Spiel, das den Jupp-Derwall-Dynamikpreis verdient.

Ricardo Quaresma (20) verwandelt den entscheidenden Elfer.

Marseille (dpa) – “Ich habe mich unheimlöich gefreut, wir mussten diesen Sieg einfahren”, sagt der Schütze des Ausgleichs, der 18-jährige Neu-Bayer Sanches. “Wir zeigen, was in uns steckt.” Realitätsverlust? Drogenprobleme? Man sollte sich das Spiel danach auch mal anschauen. Höchststrafe: Dreimal hintereinander.

“Es tut weh, weil wir gegen einen Gegner verloren haben, die bis jetzt kein Spiel richtig gewonnen hat”, motzt Robert Lewandowski, “wir haben gekämpft, es tut uns leid.” Der Weg in die WM werde jetzt schwieriger, aber es gehe weiter: “Wir werden damit fertig.”

Elfmeter-Held Rui Patricio und Bayern-Neuzugang Renato Sanches lassen Portugal weiter vom ersten großen Titel träumen. Die Mannschaft um den erneut blassen Superstar Cristiano Ronaldo gewann das EM-Viertelfinale gegen Polen in Marseille mit 5:3 (1:1,1:1,1:1) im Elfmeterschießen.

Patricios einzige Parade
Patricio parierte nach 120 insgesamt enttäuschenden Minuten den Schuss von Jakub Blaszcykowski. Das Team von Superstar Cristiano Ronaldo spielt am kommenden Mittwoch bereits zum fünften Mal um den Einzug in ein EM-Finale. Für die Polen war das erste Turnier-Tor von Robert Lewandowski zu wenig. Der Bayern-Stürmer hatte sein Team mit dem zweitschnellsten Treffer der EM-Geschichte schon in der 2. Minute in Führung gebracht. Doch dann antwortete sein künftiger Teamkollege Sanches (33.).

Ausgerechnet Kuba, einer der besten Polen, verschießt den entscheidenden Elfer.

Vier Spiele – null Tore. Diese mickrige EM-Bilanz löschte Bayern-Stürmer Lewandowski nach nur 100 Sekunden aus und avancierte damit zum zweitschnellsten Schützen der EM-Geschichte. Noch früher traf nur der Russe Dmitri Kiritschenko vor zwölf Jahren. Beim 2:1-Sieg gegen Griechenland brachte er sein Team schon nach 67 Sekunden in Führung.

Lewandowskis Treffer war ein dicker Patzer von Portugals Rechtsverteidiger Cédric Soares vorausgegangen. Kamil Grosicki hatte freie Bahn, seine flache Hereingabe verwandelte Lewandowski per Direktabnahme aus zehn Metern.

Lewa hätte nachlegen können
Das erste Turniertor beflügelte den Bundesliga-Torschützenkönig, über dessen bisherige Flaute in Frankreich schon gerätselt worden war. In der 17. Minute versetzte der Münchener im Strafraum seinen Gegenspieler Pepe, scheiterte aber an Portugals Torwart Rui Patricio.

Portugal wirkte durch den frühen Rückstand geschockt. Erst nach 25 Minuten kamen die Südeuropäer besser in die Partie. Als Antreiber tat sich vor allem Bayerns Millionen-Einkauf Sanches hervor. Der Mittelfeldspieler krönte sein überzeugendes Startelf-Debüt bei dieser EM mit seinem ersten Länderspieltor, als er Polens Schlussmann Lukasz Fabianski mit einem Linksschuss von der Strafraumgrenze keine Chance ließ.

Mit 18 Jahren und 317 Tagen ist Sanches nun drittjüngster Torschütze der EM-Geschichte nach dem Schweizer Johan Vonlanthen und Englands Kapitän Wayne Rooney sowie der jüngste Spieler, der jemals in einem K.o.-Spiel bei EM-Turnieren getroffen hat.

Ronaldos Pleiten-Hattrick
Fünf Minuten zuvor hatte Superstar Ronaldo erstmals sein Können aufblitzen lassen. Der Rekordmann, der sein 19. EM-Endrundenspiel bestritt, scheiterte an Fabianski. Kurz darauf wurde der Stürmer vom Champions-League-Sieger Real Madrid im Strafraum von Polens Abwehrmann Michal Pazdan umgestoßen, doch der deutsche Schiedsrichter Felix Brych gab den von Ronaldo geforderten Elfmeter nicht.

Der Portugiese Rnato Sanches (rechts) nach dem 1:1-Ausgleichstreffer im EM-Viertelfinale gegen Polen am 30. Juni 2016.

Der dreimalige Weltfußballer agierte auch nach dem Wechsel glücklos. Dreimal tauchte Ronaldo in der gefährlichen Zone auf – dreimal vergab er kläglich und haderte danach mit sich. Von Polen war in der Offensive ebenfalls nur noch wenig zu sehen. Lediglich Arkadiusz Milik (69.) prüfte Patricio ernsthaft.

Ansonsten gab es vor beiden Toren keine Aufreger mehr. Für Unterhaltung sorgte lediglich ein Flitzer, der nach 108 Minuten auf den Platz stürmte. So kam es am Ende zum Showdown vom Punkt.

Lewas schnelles Tor war vergeblich

Das Tor des Polen Robert Lewandowski zur 1:0-Führung im EM-Viertelfinale gegen Portugal am Donnerstag in Marseille ist jetzt das zweitschnellste Tor der EM-Geschichte. Der Stürmer des FC Bayern München traf bereits nach 1:40 Minuten.

Lewandowski verdrängte damit den Iren Robbie Brady, der vier Tage zuvor gegen Frankreich früh einen Elfmeter verwandelte, auf Rang drei. Den Rekord hält weiterhin der Russe Dmitri Kiritschenko, der 2004 beim 2:1-Sieg in der Vorrunde gegen Griechenland nach nur 67 Sekunden erfolgreich war.

Die schnellsten Tore der Fußball-EM:

Dmitri Kiritschenko(Russland) nach 67 Sekunden, am 20.06.2004, in der Vorrunde Russland – Griechenland (2:1)

Robert Lewandowski(Polen) nach 1:40 Minuten, am 30.06.2016, im Viertelfinale Polen – Portugal

Robbie Brady(Irland) nach 1:59 Minuten, am 26.06.2016, im Achtelfinale Frankreich – Irland (2:1)

Sergej Alejnikow(UdSSR) nach 2:07 Minuten, am 18.06.1988, in der Vorrunde England – Sowjetunion (1:3)

Petr Jiracek(Tschechien) nach 2:14 Minuten , am 12.06.2012, in der Vorrunde Tschechien – Griechenland (2:1)

Alan Shearer(England) nach 2:14 Minuten , am 26.06.1996, im Halbfinale Deutschland – England (6:5 i.E./1:1)

Michael Owen(England) nach 2:25 Minuten , am 24.06.2004, im Viertelfinale Portugal – England (6:5. i.E./2:2)

Christo Stoitschkow(Bulgarien) nach 2:27 Minuten , am 13.06.1996, in der Vorrunde Bulgarien – Rumänien (1:0)

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