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Arktisches Trekking

Unendliche Weite, tiefe Eindrücke einer gigantischen Landschaft, die sich magisch in die Seele einbrennen. Das ist die Arktis. Der Reisende findet hier bei weitem nicht nur trostlose vom Blizzard durchtoste Schneeflächen, sondern - zumindest im kurzen arktischen Sommer - auch unbeschreibliche Farbenpracht, Blumen in allen Variationen, die neben grünem Moos plötzlich inmitten von Steingeröll und sogar auf kargem Dauerfrostboden erblühen. Wind und Sonne, endlose Moränenfelder und treuherzige Rentiere, dazu eine Kulisse von spitzen schneebedeckten Bergen und das Schäumen des eisigen Meeres, das eine ständige Atmosphäre von Frische herbeizaubert. All das ist ebenfalls Arktis!

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Man hat sofort einen Eindruck der Größe der Schöpfung und der Kraft des Lebens, welche sogar in der trostlosesten und kältesten Gegend der Erde einen prachtvollen Traum entstehen lassen kann.

Mira spielt Flöte am Museum

Manch ein Globetrotter träumte schon davon, diese unbeschreiblichen polaren Eindrücke auf eigene Faust zu erleben, doch schon bei den ersten Erkundigungen mag einem das Herz in die Hosentasche fallen und jede Reiselust vergehen, hört man doch von riesigen militärischen Sperrgebieten in Nordwest-Grønland (wozu auch immer … auch noch auf dem Gebiet der früheren Eskimo-Siedlung Thule, jener Ortschaft, die extra wegen dieser US-Militärbasis umgesiedelt wurde), von lebensgefährlichen Begegnungen mit Eisbären auf Spitzbergen, von extremsten Wetter-Umstürzen im nördlichen Alaska, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass bei einem Unfall in einem dieser vielleicht letzten wirklichen Wildnisgebiete der Erde nur mit Satellitentelefon oder -notsender eine Hilfe herbeigerufen werden kann – und dies oft nur mit langer Verzögerung.

Meine Lebensgefährtin und ich haben 2001 beschlossen, trotz aller Widernisse auf eigene Faust die arktische Insel Svalbard (zirka 1000 Kilometer nördlich der Nordnorwegischen Küste) zu besuchen, und hatten hierbei sogar unsere einjährige Tochter in der Trage dabei. Unser detailierter Reisebericht steht im Trotter 100. Wenn man wirklich will, geht es also durchaus.

Ich möchte mit diesem Artikel keine neue Reisestory schreiben, sondern einen kurzen Überblick über die nötigen Vorbereitungen geben, und ich möchte jeden Individualreisenden dazu ermuntern, sich NICHT durch Angstmachereien von super-teueren Reiseveranstaltern abschrecken zu lassen, um dann gegebenenfalls. eine Luxuskreuzfahrt bis an die Packeisgrenze zu unternehmen, sondern sich gründlich vorzubereiten, um dann die klare Kühle des hohen Nordens selbständig entdecken und erleben zu können. Jeder Trekker auf eigene Faust muss dabei beachten, dass viele Touren auf Spitzbergen einer besonderen Vorabgenehmigung durch den norwegischen Gouverneur bedürfen. Bitte viele Monate zuvor anfragen!!

Da ich selbst nur die polaren Erfahrungen aus Spitzbergen habe, werde ich die folgenden Tips also auf ein Wildnis-Trekking in Spitzbergen während des arktischen Sommers beziehen.

Vier Voraussetzungen sollte der Individual-Wanderer in arktischen Gefilden mitbringen:

a) sehr gute sportliche Kondition und unbezähmbaren Willen, b) ausreichende Kenntnis der Ausrüstung, von GPS bis gegebenenfalls Sat.Telefon, c) geübten Umgang mit einer großkalibrigen Waffe, d) ausreichend Infomaterial, Kontaktadressen, Detailkarten, sonstige Tips.

a) Viele Globis haben in Lappland oder Canada bereits Erfahrungen mit nördlichem Trekking gesammelt, doch die Anforderungen im unwegsamen arktischen Gelände sind unvergleichlich höher. Langgezogene Schotterhänge und sumpfige Flächen erschweren das Vorwärtskommen an manchen Stellen derart, dass sogar langsamstes Laufen große Kraft erfordert. Wer sich bereits durch Lappland auf morastigen Pfaden gewagt hat, findet immerhin noch gelegentlich eine Markierung vor.
Auf Spitzbergen jedoch beginnt wirklich unmittelbar hinter dem letzten Haus der kleinen Siedlungen die arktische, pfadlose Wildnis. Flüsse müssen durchwatet (wasserdichtes, hohes Schuhwerk ist definitiv vonnöten) und oft genug ziemliche Umwege (wegen zu tiefer Moraststellen bzw. Schneefeldern) in Kauf genommen werden. Dies alles kostet viel körperliche Kraft, aber auch ziemliche Willenszähigkeit, denn wer plötzlich in einem rasch hereingebrochenen Nebel auf einer Geröllhalde steht, um sich herum nichts – wirklich nichts mehr – sieht und nur noch per GPS den Vorwärts- oder Rückweg erahnen kann, der mag sich sehnsüchtig an ausgetretene Pfade anderer Gegenden erinnern, wo die Zivilisation zumindest noch in greifbarer Nähe ist.

Majestät

Um sich nicht selbst zu überschätzen, sollte der arktische Wanderer also zunächst kleinere Tagestouren im Gelände vorort unternehmen, um seine eigene Belastungs-Fähigkeit zu erkunden. Stets sollte irgendjemand informiert werden, wohin man aufbricht und wann in etwa man zurück zu sein gedenkt.
In der Phase der Vorbereitung zuhause sollte man einige Touren mit vollem Rucksack-Gewicht während der Schneeschmelze auf Geröll unternehmen, um seine Kondition zu testen. Gut geeignet ist hierzu zum Beispiel die Lawinenschneise am Südhang des Guffert (Münchner Hausberg in Tirol, Aachensee-Gebiet, Nähe Rofan), wenn man von der Ortschaft Steinberg aus über das Geröll kerzengerade nach oben steigt.

b) Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit für jeden eigenverantwortlichen Wanderer/Trekker sein, dass er mit Kompass, Landkarte und GPS gut umgehen kann. So brauche ich hierzu nichts weiteres zu schreiben, außer dass ich die Tatsache betonen möchte, dass eine gute Orientierung gegebenenfalls in der Arktis lebensrettend sein kann, und dass man für das GPS unbedingt Ersatzbatterien mitnehmen sollte.
Auch auf die übrige Ausrüstung von Zelt bis Anoraks möchte ich nicht weiter eingehen. Jeder Polarreisende muss jedoch viel mehr Wert auf Sturmsicherheit des Zeltes legen, als auf Wassserdichtheit, da speziell Svalbard sehr wenig Niederschläge hat, jedoch mit heftigen Winden gesegnet ist. Bei den Schuhen ist es etwas anderes: es müssen Flüsse und sumpfige Gegend durchwatet werden, daher sind gute Wandergummistiefel mit hochziehbaren Verlängerungen (ähnlich Fischerstiefeln) zu empfehlen. Gegebenenfalls kann man sogar selbst etwas konstruieren…

Wir hatten auf die Mitnahme eines Satellitentelefons, beziehungsweise eines Satelliten-Notsenders verzichtet, da die andere Ausrüstung gut durchdacht war. Wer jedoch auf Nummer sicher gehen möchte, der lässt sich von Applied Satellite Technology, England, Fax: +44-208-781- 1846 ein Angebot für ein Iridium Satellitenhandy schicken. Kosten für das Gerät etwa 500 Euro, dazu zirka 20 Euro monatliche Anschlussgebühr. Dafür hat man ein für allemal ein kleines Stückchen mehr Sicherheit bei Trekkings in aller Welt. Das Gerät funktioniert praktisch überall, auch in polaren Regionen.
Ein Satellitennotsender kann nur im Notfall eine Positionsbestimmung senden. Das Ding kostet etwa 1.200 Euro, darf nie missbraucht werden!
Unbedingt zu empfehlen ist auch die Mitnahme einer guten Signalpistole, um in einer Notsituation ein Leucht-Signal abgeben zu können. Damit meine ich nicht jenes Spielzeug, das in Deutschland zu Silvester Leuchtkugeln in den Himmel ballert, die gerade mal 15 bis 20 Meter steigen. Ich meine die Signalpistolen, Kaliber 4, die in Deutschland leider erlaubnispflichtig sind, in Norwegen jedoch frei verkäuflich. In einer der Sportgeschäfte (am besten demjenigen am Hafen) in Longyearbyen kann so ein Signalgeber für zirka 600 bis 1000 Kronen besorgt werden. Munition kostet zirka 150 Kronen pro Geschoss – doch es ist wirklich nur für den Notfall gedacht. Die roten Leuchtkugeln steigen zirka 300 Meter und sind wirklich sehr weit zu sehen!
ACHTUNG: Diese Signalpistole darf NICHT wieder nach Deutschland mitgenommen werden. Das wäre ein Verstoß gegen das geltende Waffenrecht!
An Ausrüstung sollte noch eine Stolperdrahtlarmanlage mitgenommen werden, die am Abend um die Zelte herum aufgebaut werden muss, um unliebsame Eisbärenannäherung rechtzeitig zu bemerken. Berührt Meister Petz den Draht, gibt es einen starken Knall, der oft schon ausreicht, um den Herrn der Arktis zu vertreiben. Diese Alarmanlagen gibt es zum Beispiel bei Frankonia Jagd.

c) Bei Thema Eisbär sind wir schon bei einem sehr wichtigen Punkt: Waffen!
Auf Spitzbergen ist es definitiv Pflicht, eine großkalibrige Waffe mit sich zu führen, wenn der unmittelbare Bereich einer Siedlung verlassen wird. Wer das nicht beachtet, spielt mit seinem Leben! Es geht dabei überhaupt nicht darum, einen Eisbären zu erschießen, sobald er sich nähert, denn diese wunderbaren Tiere stehen unter Naturschutz, und jeder Abschuss wird definitiv polizeilich untersucht, ob es denn wirklich Notwehr war. Nein, es geht vielmehr darum, einen allzu neugierigen Bären zunächst durch Warnschüsse in die Luft, dann vor seine Füße, zu vertreiben, was in den meisten Fällen auch klappt. Nur wenn der Bär wirklich angreift, was leider nicht allzu selten vorkommt, dann muss ein tödlicher Schuss getan werden.
Hier beginnt jedoch das Problem: Ein angreifender Eisbär entwickelt eine Geschwindigkeit von zirka 60 km/h. Wer schon aktiv geschossen hat, kann sich vorstellen, wie schwierig es ist, in einer Stresssituation (was ein Eisbär-Angriff selbst für den hartgesottensten Trekker wohl ist) ein sich so schnell bewegendes Ziel sicher zu treffen. Man hat dann auch kaum mehr Zeit für mehrere Nachschüsse. Der erste, spätestens der zweite Schuss muss das Tier stoppen, sonst ist das eigene Leben wirklich in Gefahr.

Da dieses Thema fast immer unterschätzt wird, möchte ich hier näher darauf eingehen, denn leider ist in Deutschland der legale Umgang mit Waffen seit den üblen Geschehnissen in Erfurt doch recht in Verruf geraten. Somit muss der Globi sich hier mit einem Tabuthema auseinandersetzen, ob er will oder nicht.
Zunächst einmal ist unbedingt davon abzuraten, den Fehler vieler Wanderer zu wiederholen, die sich zu gut sind, vorher mit der eigenen Waffe zu trainieren, sondern sich auf Svalbard in einem Sportgeschäft ein Gewehr leihen (was dort möglich ist) und völlig ungeübt mit dem fremden Schießprügel auf Wanderschaft gehen. Man mag sich als toller Trapper vorkommen, doch in diesem Fall ist so ein Verhalten sträflicher Leichtsinn, und die Waffe eher hinderlich als von Nutzen, weil sie nicht rasch und sicher gehandhabt werden kann. Man sollte sich mindestens zwei Jahre vor der geplanten Tour einem Großkaliber-Schützenverein anschließen und dort regelmäßig trainieren. Nach zirka einem Jahr Mitgliedschaft (laut neuem deutschen Waffenrecht) kann der Verein eine sogenannte Bedürfnisbescheinigung für eine großkalibrige Waffe ausstellen, die dann dem Ordnungsamt zur Erteilung einer waffenrechtlichen Erlaubnis, der Waffenbesitzkarte, vorgelegt werden muss. Man muss noch ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, gegebenenfalls nach neuem Waffenrecht ein psychologisches Gutachten, dass man kein potentieller Attentäter ist, und – wenn alles gut geht – kann man daraufhin ein gutes Gewehr kaufen, mit dem man dann ein weiteres Jahr lang bis zum Antritt der Reise trainieren kann. Die Ordnungsämter erkennen gelegentlich auch vor Ablauf des einen Jahres eine geplante Reise nach Spitzbergen als (zumindest zeitweises) Bedürfnis für eine Waffe an. Bitte aber in jedem Fall zuvor beim Ordnungsamt nachfragen. Wer bereits in Norwegen lebt, muss sich mit der deutschen Waffenbürokratie nicht beschäftigen. Falls ein Globi also von Norwegen aus starten möchte, mag er mich persönlich kontaktieren (siehe unten angegebene eMail), wie die Anschaffung einer Selbstverteidigungswaffe in Norwegen handzuhaben ist.
Als minimales Kaliber wird für die Verteidigung gegen einen Eisbärangriff die Größe .308 Win. empfohlen. Wer sich mit Kalibern etwas auskennt, weiß, dass dies im jagdlichen Bereich zwar passend für Rehe und Hirsche sein könnte, beim größten Landraubtier der Welt jedoch wirklich als absolutes Minimum zu betrachten ist.
Viel besser wäre ein .338 Kaliber oder .375 H&H Mag. oder gleich ein echtes Großwildkaliber, zum Beispiel .416 Rem.Mag beziehungsweise (für den, der so ein Gewehr bezahlen kann) .416 Rigby. Allerdings muss auch der Rückstoß bei solchen Waffen beachtet werden, daher sollten im Schützenverein zuvor mehrere Möglichkeiten besprochen und ausprobiert werden.
Sehr gut geeignet sind auch die (in Deutschland jetzt so in Verruf gekommenen) Pumpflinten. Eine Mossberg-Mariner-590 im Kaliber 12/76 hat zum Beispiel ein 9-Schuss-Röhrenmagazin. Gefüllt mit guten Flintenlaufgeschossen, den sogenannten Slags (am besten diejenigen von Federal, die als härteste und durchschlagendste gelten), ist genügend Reserve vorhanden, um nach einigen Warnschüssen im Notfall auch noch einige scharfe Schüsse zur Verfügung zu haben. Eine Flinte trifft in Nahbereich (also in einer unmittelbaren Notwehrsituation) ebenso sicher, wie eine Büchse, deren höhere Reichweite in diesem Fall völlig überflüssig ist. Falls also mit dem Schützenverein das Bedürfnis einer Pumpflinte abgeklärt werden kann, ist dies meiner Meinung nach die sicherste Lösung.
Die Einfuhr der eigenen Waffe nach Norwegen ist relativ problemlos. Sie muss natürlich definitiv beim Zoll deklariert werden (bei der Fahrt mit dem Auto durch Dänemark und Schweden dort natürlich aus … bitte vorher unbedingt wegen Einzelheiten beim Zoll nachfragen), wobei als Grund zu Mitnahme die Spitzbergen-Reise ausreicht. Ab Tromsø (Flughafen in Nordnorwegen nach Svalbard) wird die Waffe dann ganz normal als Fluggepäck aufgegeben, beziehungsweise auch schon bei einem durchgehenden Flug ab Deutschland, und in Svalbard beim Schalter für Sondergepäck wieder abgeholt. Bitte unbedingt abklären, wieweit das Gepäck beim Flug zum Zielort durchgeht, damit nicht das Gewehr irgendwo in Oslo landet, während der Trekker auf Svalbard verzweifelt nach seiner mühsam erworbenen Waffe sucht.
Letztlich ist`s mit der mitgeführten Waffe wie beim Kampfsport, wo stets die Regel gilt: Man lernt zu kämpfen, um NICHT kämpfen zu müssen… Eine Schusswaffe darf also nur als letztes Mittel der Selbstverteidigung gegen den Eisbär angesehen werden. Sie soll primär zum sicheren Ansetzen von Warnschüssen dienen. Wer nach Svalbard will, um sich dort als Westernheld zu präsentieren, ist auf dieser Insel sicherlich fehl am Platze!

Rentiere

d) Der arktische Trekker sollte versucht sein, möglichst viele und ausführliche Kontakte, Notfalladressen und Detailinformationen mit sich zu führen.
Im unten stehenden Adress-Teil sind einige Adressen erwähnt, sehr ausführliche Adressen stehen in dem – hierzu sehr empfohlenen – Spitzbergen-Handbuch von Andreas Umbreit, der auch hervorragendes Kartenmaterial über die Arktis liefern kann.
Lebensmittel sollten wirklich in ausreichender Menge mitgenommen werden. In Longyearbyen gibt es jedoch einen Supermarkt (nicht mal allzu teuer…), in dem alles Nötige gefunden werden kann.
Die Selbstversorgung mit Lebensmitteln unterwegs ist problematisch. Essbare Pflanzen gibt es praktisch nicht. Im Notfall ist sicher auch das spärliche Gras und Moos für den Menschen verwertbar, doch darauf sollte man lieber nicht spekulieren. Wie im Survival gelehrt wird, wären sogar die oft massenweise herumliegenden und aufgrund der niedrigen Temperaturen nur schwer verrottenden Exkremente von Rentieren zum Überleben geeignet (wenn sie in bestimmter Weise zubereitet werden würden). Aber auf solche Extremsituationen möchte ich lieber nicht eingehen. Die Küste ist zum Fangen von Fischen nur schwer zugänglich. Auch ist das Angeln an vorstehenden Meeresfelsen nicht gerade ungefährlich, denn bei einem Sturz ins eiskalte Wasser werden innerhalb kürzester Zeit alle Glieder bewegungsunfähig, nach einigen Minuten im Eiswasser tritt meist der Tod ein.
Wer sowieso ein Gewehr dabei hat, könnte gegebenenfalls noch die Jagd ins Auge fassen. Die Jagd auf Seevögel ist streng reglementiert und nur mit norwegischem Jagdschein möglich. Gut, in einer wirklichen Notsituation fragt kein Mensch nach dem Jagdschein, doch sollte man dies wirklich nicht von vornherein zur Fleischversorgung einkalkulieren. Man kann sicherheitshalber zwei bis drei Schrotpatronen mitnehmen, wenn man eine Pumpflinte dabei hat, sollte sich aber unbedingt zuvor nach den Regeln der Jagd (auch im Notfall) beim Gouverneursbüro erkundigen. Laut Auskunft des Gouverneurbüros war die Jagd auf Robben – hier die kleinere, ringförmig gezeichnete Gattung mit dem norwegischen Namen ringsel – im Jahr 2001 ohne besondere Erlaubnis möglich. Da ich selbst den norwegischen Jagdschein besitze, habe ich mich nicht weiter erkundigt, ob dieser in diesem Fall trotzdem eine grundsätzliche Erlaubnis darstellt, oder nicht. Diese Erkundigungen sollte aber jeder Interessent selbst vorort durchführen.
Allerdings finden sich die Robben hauptsächlich am Rande von Eisschollen, beziehungsweise an vereisten Küstenabschnitten, die der Trekker eigentlich meiden sollte, nicht nur wegen der erhöhten Eisbärengefahr (die Robben sind Leibspeise des Eisbären), sondern auch, weil das Wandern in den eisfreien Gegenden wegen der faszinierenden arktischen Vegetation einfach schöner ist.
So wird dem Wanderer also nichts anderes übrig bleiben, als alle benötigten Lebensmittel selbst zu tragen und (wichtig!!!) allen Müll auch wieder mitzunehmen, wenn er nicht unterwegs rückstandslos verbrannt werden kann.
Wasser kann aus fast allen Flüssen und Bächen problemlos getrunken werden, wenn man sich nicht am erdigen Geschmack des Gletscherschmirgels stört. Nur im Bjørndal südlich von Longyearbyen und in deren Umgebung (bei den verlassenen russischen Siedlungen an der Küste) darf kein Wasser ungekocht getrunken werden, da es mit eigenartigen Parasiten verseucht sein soll.

Auf der Insel angekommen, kann der Trekker zunächst mal auf einem Campingplatz (gleich Nähe Flughafen) ein bis zwei Tage bleiben und in Longyearbyen in den Sportgeschäften und kleinen Reisebüros nach Unterlagen suchen, sowie Tips für private Touren einholen. Achtung, das Gewehr darf nicht ungeschützt am Campingplatz bleiben. In der Siedlung darf es nur ungeladen getragen werden, in einen Shop oder ein Restaurant darf er überhaupt nicht mit hineingenommen werden. Beim Shoppen zu zweit muss also jeweils einer mit dem Gewehr draußen bleiben.

Jeder Globi wird sowieso über die Fülle der Siedlung Longyearbyen erstaunt sein. Von all den Shops und Agenturen einmal abgesehen, ist auch von Hallenschwimmbad bis Künstlergalerie, von Luxus-Hotel bis Bank und Post alles vorhanden. Eine richtige norwegische Kleinststadt, hineingepresst in die unwirtliche Arktis…, in jene Schaufel voller Schutt, die bei der Erschaffung unseres Planeten offensichtlich übrig geblieben war, um zur Grundlage des Archipels zu werden.

Hütte von oben

Hier eine ungefähre Liste der wichtigen Ausrüstungsgegenstände, jeweils mit Bemerkungen dazu:

Allgemeines:

  •  zur Vorbereitung das SPITZBERGEN-HANDBUCH von Andreas Umbreit (sehr ausführlich, sehr gute Tips, auch für die arktische Winterzeit …. nahezu unverzichtbar!, erhältlich unter Fax: +49 (0)3622 90 16 34)
  • Film- oder Fotokamera mit ausreichend Akku oder Solarlademöglichkeit, denn die Motive sind unbeschreiblich!
  • D-Netz-Telefon beziehungsweise sogar Iridium-Telefon, wie oben besprochen
  • leicht brennbares Toilettenpapier (jeder Müll muss entweder vorort verbrannt oder mitgenommen werden)
  • Erste-Hilfe-Beutel
  • gute Iso-Matten
  • verschließbarer Beutel für Müllmitnahme
  • Plastik für Gummischuhverlängerung (empfohlen werden kniehohe stabile Gummi-Wanderschuhe (gibt”s in Jagdgeschäften), die manchmal durch Ankleben von Plastik(tüten) für eine Flussdurchwatung verlängert werden müssen
  • dazu: braunes Paketklebeband
  • großkalibriges Gewehr und ausreichend (!) Munition, siehe oben…
  • kleines Waffen-Reinigungs-Set – Schreckschussalarmanlage mit Stolperdrähten, um das Zelt nachts zu sichern (gibt”s beim Jagdbedarf oder in militaria-Läden)
  • Signalpistole, Kaliber 4 (26,5mm), leider in Deutschland genehmigungspflichtig, nur für Jacht-Besitzer erhältlich, in Spitzbergen frei verkäuflich
  • Kompaß und GPS
  • Sturmfeuerzeug
  • eventuell kleines Solarmodul zur Notversorgung des Satelliten-Telefons

Fürs Campen

  • Spirituskocher/ Spiritus (Holz gibt`s nur als Treibholz an der Küste, Gas hat zu wenig Heizwert, Benzinkocher ist als Alternative zu empfehlen, wenn gut entflammbar)
  • sturmsicheres Zelt
  • Micropur (fast alle Wasserläufe sind zwar problemlos zu trinken, doch gibt es auf Svalbard Täler in der Nähe von Longyearbyen, deren fließendes Wasser durch seltsame Parasiten verseucht ist, die von Mäusen eingeschleppt wurden)
  • gutes Messer
  • Minisäge (falls doch einmal Treibholz zum Feuermachen verwendet werden soll…)

Spezielle Kleidung

  • Goretex-Mantel beziehungsweise Trekking-Anorak (Regenschutz eigentlich nicht erforderlich, da ziemlich trockenes Gebiet….)
  • sehr warme Pullis
  • Wollmütze
  • Winter-Anorak
  • Badehose (nicht lachen … es kann an manchen Tagen bei Sonne sehr warm werden!)
  • mehrere Paar dicke Wollstrümpfe (falls doch einmal die Flussdurchwatung schiefgeht…)

Wichtige Adressen:

Zum Kauf einer Stolperdrahtalarmanlage, genehmigungsfreier Signalgeräte, Gewehre beziehungsweise einer Pumpflinte:

Frankonia Jagd
Schießhausstr. 10
97228 Rottendorf
Tel. +49 (0)93 02 200 (Zentrale)

Für die Beschaffung des Spitzbergen-Handbuchs bezieh zur Buchung kleiner, geführter Individual-Touren und zur Beschaffung spezieller Detailkarten:

Spitsbergen Tours * terrapolaris
c/o Andreas Umbreit
Am Boxberg 140
99880 Leina
Tel.: +49 (0)36 22 90 16 33
Fax: +49 (0)36 22 90 16 34
e-mail: info@terrapolaris.com

Büro des norwegischen Gouverneurs auf Svalbard, zur Erkundigung über Einzelheiten und für spezielle Tourengenehmigungen:

Sysselmann-Kontor
N – 9171 Longyearbyen
Norge
Fax: +47 (0)79 02 11 66

Zur Beschaffung eines Iridium-Satelliten-Telefons:

Applied Satellite Technology
Airport House
Purley Way
CROYDON Surrey
CRO OXZ United Kingdom
Fax: +44 (0)20 87 81 18 46

Zur Beschaffung einer (in Norwegen freien) Leuchtsignal-Pistole, Kal. 4, auf Spitzbergen, ebenso eine Super-Adresse für arktische Ourdoor- Kleidung (gar nicht mal so teuer, da Spitzbergen ein zollfreies Gebiet ist):

Jakob Andersen Sport & Våpen
N-9171 Longyearbyen
Norge
Tel.: +47 (0)79 02 32 13
Fax: +47 (0)79 02 18 10

Zur eventuellen Buchung geführter Touren, Bootsausflüge und Inselrundflüge direkt auf Spitzbergen:

Jan Sverre Sivertsen
Spitzbergen Travel
N-9171 Longyearbyen
Norge
Fax: +47 (0)79 02 13 65

oder

Svalbard Wildlife Service
N-9171 Longyearbyen
Norge
Tel. und Fax: +47 (0)79 02 56 61

Autovermietung auf Svalbard (ein Kuriosum an sich, da es gerade mal zirka zehn Kilometer – meist pistenähnliche – Straßen gibt):

Anders Lindseth
Svalbard Auto
N-9171 Longyearbyen
Norge
Fax: +47 (0)79 02 12 85

Schiffsverfrachtung, für den Fall, dass jemand einen eigenen Schneescooter, einen Jeep, oder große Mengen eigener Ausrüstung in die Arktis schaffen will:

NOR CARGO
N-9171 Longyearbyen
Norge
Fax: +47 (0)79 02 35 66

Buchung von Flügen nach Spitzbergen (unbedingt Monate zuvor buchen!!! ):

Braathens Airline
Oslo
Fax: +47 (0)67 59 13 09

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