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Mamba, Kobra, Viper: Was tun bei einem Schlangenbiss?

Berlin/Frankfurt (dpa/tmn) – Die gute Nachricht zuerst: Die Wahrscheinlichkeit für einen Standard-Spaziergänger in Deutschland oder eine Pauschaltouristin in Spanien, einen Schlangenbiss zu erleiden, ist gering. Und noch viel unwahrscheinlicher ist, dass das Tier dabei eine potenziell todbringende Menge Gift im Körper hinterlässt. 

Allerdings: Wer tatsächlich etwa auf der Fernreise mitten in der Wildnis dieses «doppelte» Ereignis erleben sollte, braucht wirklich schnelle Hilfe. Nicht unbedingt in Minuten, aber ganz sicher in wenigen Stunden. 

In welchen Situationen kann es zu Schlangenbissen kommen und was ist tabu, wenn es passiert ist? Drei Experten – ein Tropenmediziner, ein Toxikologe und eine Wildtier-Expertin – ordnen ein. 

Wer sich «normal» verhält, minimiert das Risiko 

Egal, ob man im Schwarzwald oder in den Subtropen unterwegs ist: «Wenn man sich beim Spaziergang ganz normal verhält, ist es sehr unwahrscheinlich, von einer Giftschlange gebissen zu werden», sagt Prof. Tomas Jelinek. Er ist medizinischer Direktor des Berliner Centrums für Reise- und Tropenmedizin (BCRT). Normal verhalten bedeutet vor allem, beim Gehen und Laufen wie üblich aufzutreten. «Die Schlange spürt die Vibration», sagt der Mediziner. «Und wir sind bedrohlich für sie. Normalerweise wird sie schauen, dass sie wegkommt.» 

Als Beute sind wir Menschen jedenfalls gar nicht attraktiv, weil wir zu groß sind. «Eine Schlange hat grundsätzlich nicht die Absicht, einen Menschen zu beißen», sagt Prof. Dietrich Mebs, emeritierter Toxikologie. Nur wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt, beißt sie unter Umständen zu, um sich zu verteidigen. 

Doch auch das heißt nicht zwangsläufig, dass man auch mit ihrem Gift in Kontakt kommt. Tatsächlich könne das Tier selbst entscheiden, ob es diese Substanz einsetze oder nicht. «Das ist etwas ganz Kostbares für sie, das will sie nicht unbedingt verschleudern», sagt Mebs. «In 50 Prozent der Fälle beißt die Schlange zwar zu, aber sie injiziert kein Gift.» 

Zwei Arten von Giftschlangen in Deutschland 

In Deutschland ist die Zahl der giftigen Schlangenarten immerhin überschaubar. Sieben Schlangenarten sind in Deutschland heimisch, so Jennifer Calvin, Sprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung. Giftig sind nur zwei von ihnen: Kreuzotter und Aspisviper. 

Die Kreuzotter findet man im Norden von Deutschland, vereinzelt auch im Süden und im östlichen Teil der Mittelgebirge, die Aspisviper kommt in Deutschland nur in Baden-Württemberg im Südschwarzwald vor. «Wenn Sie eine Schlange entdecken, dann freuen Sie sich am besten erstmal, verhalten sich ruhig und stören das Tier nicht», sagt Calvin.

Vor allem aber sollte man sich nicht anschleichen, warnt Tomas Jelinek. Und schon gar nicht ihr hinterher hetzen oder sie gar jagen. Was auch tabu ist: die Hand in hohle Baumöffnungen oder Bodenlöcher stecken, um zu schauen, was sich vielleicht darin befinden könnte. Denn wer eine Urangst vor Schlangen hat, der könnte dann schnell darin bestätigt werden. 

Was übrigens auch dann fatale Folgen haben kann, wenn gar kein Gift im Spiel ist. «Eine Studie in Australien, wo es viele Giftschlangen gibt, hat ergeben, dass nach einem Biss des Tieres mehr Leute an einem Herzinfarkt gestorben sind als an einem Schlangengift», sagt Jelinek. Auch wenn es sehr schwerfällt in solch einer Situation: «Das Wichtigste ist: Keep cool.» 

Wenn’s passiert ist: Wunde nicht abbinden 

Entscheidend sei nach einem Biss die erste halbe Stunde. Gibt es keine neurologischen Ausfälle wie Schwindel oder Lähmungserscheinungen? Um die Wunde herum scheint kein Gewebe zerstört zu sein? «Dann haben Sie sehr gute Karten, dass kein Gift injiziert wurde», sagt Tomas Jelinek. Wenn jedoch etwa die Augenlider hängen, es aus der Wunde heraussuppt oder Fuß oder Bein deutlich anschwellen, ist schnelle medizinische Hilfe erforderlich. 

Wichtig ist dann, die betroffenen Extremitäten möglichst ruhig zu halten, sie beispielsweise mit einem Stock zu schienen oder einen leicht komprimierenden Verband anzulegen. Was man aus manchen Filmen kennt, ist hingegen kontraproduktiv: «Die Wunde auf keinen Fall abbinden, aussaugen oder auslutschen und auch nicht ausschießen oder abbrennen», sagt Tomas Jelinek. 

Eine ärztliche Versorgung ist dann unumgänglich. «Wenn Sie im hinteren Winkel von Burma sitzen, ist es natürlich schlecht», sagt der Tropenmediziner. Wie viel Zeit man hat, einen Biss zu überleben, sei individuell. Die Antwort hängt nicht nur vom eigenen Gesundheitszustand, sondern vor allem auch von der Schlangenart und der Giftdosis ab: «Manche töten sehr schnell. Bei einer Schwarzen Mamba ist man innerhalb von zwei Stunden tot», sagt Tomas Jelinek. 

Wer es nach einem Schlangenbiss innerhalb von zwei bis drei Stunden in ärztliche Behandlung schafft, hat ansonsten eine gute Überlebenschance, sagt Dietrich Mebs. «Man stirbt nicht gleich.» Auch dann nicht, wenn es kein Antiserum – also ein Gegengift, das das Schlangengift neutralisiert – vor Ort gibt. 

Schon die üblichen ärztlichen lebenserhaltenden Maßnahmen helfen oft. Ein Beispiel: Beim Biss einer Kobra kann es passieren, dass man plötzlich keine Luft mehr bekommt. «Dann wird man künstlich beatmet, und wenn man das überstanden hat, hat man auch gute Erfolgsaussichten», sagt Mebs. 

Doch es gibt auch langfristige Folgen. Etwa, wenn man in Westafrika von der Sandrasselotter, einer kleinen Giftschlange, in den Fuß gebissen wurde. «Das merkt man vielleicht erst gar nicht, aber man wird innerhalb von einer halben Stunde zum Bluter», so der Toxikologe. Dann kann es passieren, dass kleine Blutungen beim Zähneputzen oder Rasieren nicht mehr zum Stillstand kommen. 

Festes Schuhwerk schützt

All diese möglichen Schlangenbiss-Folgen zeigen: Es lohnt sich, sich gut zu schützen. Mebs empfiehlt, festes Schuhwerk zu tragen – vor allem in jenen Gebieten wie in Australien, Afrika, Indien oder China, in denen es viele Schlangen gibt. Von Bissen betroffen sind dem Toxikologen zufolge vor allem die ärmeren Bevölkerungsgruppen, die zum Teil barfuß unterwegs sind. 

Zudem sei in den ländlichen Gegenden die medizinische Infrastruktur nur schwach ausgeprägt oder fehle ganz. Lebensrettende Gegengifte sind oft nicht verfügbar oder für die Betroffenen unbezahlbar. Ein weiteres Problem ist, «dass die Antiseren bei vier Grad gelagert werden müssen», sagt Mebs. Wenn sie Hitze ausgesetzt und flüssig werden, sind sie schnell hinüber. 

Hinzu kommt, dass man das Antiserum benötigt, das auch der jeweiligen Region und Schlangenart entspreche. Billige Produkte aus China und Indien etwa seien in Afrika weitgehend unwirksam. Für eine gezielte Hilfe müsste es für jede Schlange eigentlich ein eigenes Antiserum geben.

Übertriebene Sorge muss nicht sein

Übertriebene Angst vor Schlangen sei dennoch nicht angebracht, findet Tomas Jelinek: «Im normalen Leben und auch bei Reisen sind Schlangen das Letzte, worüber man sich Sorgen machen müsste.» Wer dennoch auf Nummer Sicher gehen und bei seinem Urlaub auf gar keinen Fall einem solchen Reptil begegnen will, dem rät er zu Neuseeland als Reiseziel. Oder auch die Antarktis: «Dort gibt es nur Pinguine. Aber die sind harmlos.»

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