Berlin/Lüneburg (dpa/tmn) – Ob am Geldautomaten im Ausland oder bei der Mietwagen- oder Hotelbuchung: Ohne Kreditkarte geht’s oft nicht. Statistisch gesehen hat jeder Deutsche laut Bundesbank zwei solcher Karten in seinem Portemonnaie. Manche Banken geben inzwischen sogar ausschließlich Kreditkarten an ihre Kunden heraus, die herkömmliche Girocard gibt es zum Teil gar nicht mehr.
Wer eine Kreditkarte sucht, findet viele Angebote, die oft mit Zusatzversicherungen oder Rabatten locken. Doch bevor Interessierte Konditionen vergleichen, sollten sie sich überlegen, wie sie ihre Karte nutzen möchten. Denn davon hängt ab, welche Art von Kreditkarte für sie sinnvoll ist. Immerhin gibt es verschiedene Varianten, die sich zum Beispiel im Modus der Abrechnung unterscheiden. Manche werden auch nicht überall akzeptiert. Daher ist die oberste Prämisse, dass die Kreditkartenart zum Verbraucher passt.
1. Charge-Karte: unkompliziert bei Reisen und bei Buchungen
Charge-Karten sind laut Bankenverband die Kreditkarten, die in Deutschland am häufigsten ausgegeben werden. «Die Kartenumsätze werden gesammelt und in der Regel einmal monatlich abgerechnet», erklärt Matthias Lange, Fachexperte für Zahlungsverkehr beim Bundesverband deutscher Banken. Der Umsatz muss innerhalb der Kreditlinie liegen, die dem Kunden pro Karte eingeräumt wurde. Ob genug Geld auf dem Konto vorhanden ist, um die Ausgaben zu decken, wird bei der Zahlung nicht geprüft.
«Bevor das Geld vom Girokonto abgebucht wird, erhalten Kunden in der Regel eine Abrechnung zur Kontrolle», sagt Lange. «Notfalls können sie dann noch schnell Geld einzahlen, um die Rechnung zu begleichen.» Für den Kredit fallen bis zur Abbuchung in der Regel keine Zinsen an.
Durch den Kreditrahmen eignet sich eine Charge-Karte besonders für Reisen – zumal sie im Ausland in der Regel überall akzeptiert wird. Damit lassen sich etwa Mietwagen- oder Hotelbuchungen vornehmen, wofür oft eine Kaution oder Sicherheit hinterlegt werden muss. «Diese Summe wird im Kreditrahmen geblockt, aber nicht vom eigenen Girokonto abgezogen», erklärt Lange. Auch online lässt sich mit einer solchen Kreditkarte bezahlen.
2. Revolving-Kreditkarte: flexibler Kreditrahmen mit hohen Zinsen
Die Revolving-Kreditkarte funktioniert ähnlich wie eine Charge-Karte, allerdings wird monatlich nur ein gewisser Teil des Kreditrahmens automatisch abgebucht. Zum Beispiel fünf Prozent. Wie viel genau steht im Kreditkartenkonto und kann von den Kunden angepasst werden. Die restliche Summe bleibt als Kredit bestehen. Das verschafft zwar finanziellen Spielraum auch über das Monatsende hinaus. Es führt laut Philipp Rehberg von der Verbraucherzentrale Niedersachsen aber dazu, dass Schulden auflaufen. «Dafür fallen hohe Zinsen an, sagt er. «Je nach Anbieter bis zu 20 Prozent pro Jahr.»
Wer nicht regelmäßig sein Kreditkartenkonto überprüft und seine Schulden selbst begleicht, kann bei Revolving-Modellen schnell den Überblick über seine Verbindlichkeiten verlieren. Verbraucherschützer Rehberg hält solche Karten darum für wenig sinnvoll. Viele wüssten allerdings gar nicht, dass sie eine solche Kreditkarte besitzen – so seine Erfahrung aus dem Beratungsalltag. Deshalb ist es wichtig, die Vertragsbedingungen genau zu prüfen.
3. Debitkarte: klarer Blick auf Ausgaben und weltweite Akzeptanz
Viele Banken geben seit einigen Jahren standardmäßig Debitkarten an ihre Kunden heraus. Sie sind keine wirklichen Kreditkarten, denn bei Debitkarten wird der Umsatz direkt vom Girokonto abgebucht, so wie bei einer herkömmlichen Girocard. Dafür muss genügend Geld auf dem Konto sein. «Deshalb eignen sich Debitkarten für Kunden, die gerne einen guten Überblick über ihre Ausgaben haben möchten», so Lange.
Warum sie dennoch Kreditkarten genannt werden, liegt am Zahlungssystem, das sie nutzen: Das ist das System der großen Kreditkartenfirmen wie Visa oder Mastercard. Dadurch lassen sie sich – anders als eine klassische Girocard – auch im Ausland zum Bezahlen und Geldabheben benutzen sowie im Internet. «Debitkarten eignen sich deshalb für jeden, der auch mal außerhalb von Deutschland unterwegs ist oder Onlineshopping macht», empfiehlt Rehberg. Selbst wer eine schlechte Bonität hat, kann eine Debitkarte erhalten.
Einen Nachteil haben solche Karten allerdings, sagt der Finanzexperte. «Es kann sein, dass manche Händler Debitkarten nicht annehmen. Vor allem, wenn eine Kaution hinterlegt werden muss, ist es manchmal schwierig» – zum Beispiel bei einer Mietwagenbuchung. Möglich ist es mitunter, dass Anbieter Geld auf dem Girokonto für die Sicherheit blocken. Bis das wieder freigegeben ist, kann es aber durchaus ein paar Tage dauern.
4. Prepaid-Karte: ideal für Jugendliche, begrenzte Flexibilität
Prepaid-Karten funktionieren nur, wenn vorher Geld per Überweisung auf das Kreditkartenkonto geschoben wird. Lediglich diese Summe kann ausgegeben werden. «Prepaid-Karten bieten eine komplette Kostenkontrolle. Sie eignen sich deshalb besonders für Kinder und Jugendliche, wenn diese zum Beispiel mit einem Schüleraustausch ins Ausland reisen», so Lange. Mitunter geben Unternehmen solche Karten auch an ihre Mitarbeiter aus.
Doch der Einsatzbereich von Prepaid-Kreditkarten ist begrenzt. Der Nachwuchs kann auf Reisen damit Geld abheben oder zum Beispiel im Restaurant bezahlen. «Man kann damit aber nicht immer ein Hotel oder einen Mietwagen buchen», gibt Rehberg zu bedenken. Wer das plant, sollte sich vorher informieren, ob der Anbieter Prepaid-Karten akzeptiert.
Die richtige Karte: so wählen Sie aus
Wer eine Kreditkarte sucht, sollte zuerst überlegen, wo sie eingesetzt werden soll. Danach ist die Art der Karte auszusuchen. Und dann zählen die Kosten. Einige Herausgeber verlangen eine Jahresgebühr, bei anderen Banken ist die Kreditkarte kostenlos. Außerdem sollte man prüfen, ob für einen Kredit Zinsen anfallen, was Abbuchungen oder der Einsatz der Karte im Ausland kosten.