Düsseldorf/Bremen (dpa/tmn) – Sie gelten als renditestark, breit diversifiziert und kostengünstig: ETFs (Exchange Traded Funds) sind bei Sparerinnen und Sparern beliebt. Doch in welchen der unzähligen börsengehandelten Indexfonds investieren? Was ist bei der Auswahl wichtig? Fünf Punkte, auf die Anlegerinnen und Anleger achten sollten.
1. Anlageklasse, Region und Sektor
Aktien, Anleihen oder Rohstoffe? Wer in einen ETF investieren möchte, sollte sich zunächst überlegen, in welche Anlageklasse – oder auch -klassen – der Fonds investieren soll. Die Auswahl und Gewichtung sollte Ihrer persönlichen Vorliebe und Risikoneigung entsprechen.
Anschließend sollten Sie festlegen, in welche Region und welchen Sektor Sie mit Ihrem ETF investieren wollen. Soll der ETF nur Anteile deutscher Firmen enthalten oder international aufgestellt sein? Soll der ETF in Firmen aller Branchen investieren oder nur in Konzerne bestimmter Branchen – etwa Tech oder Pharma? «Weitere Faktoren können die Auswahl einschränken, etwa wenn der ETF nachhaltige Kriterien berücksichtigen soll», sagt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen.
Entscheidend ist zudem, ob der ETF anfallende Gewinne ausschütten oder reinvestieren (thesaurieren) soll und ob Sie Ihr Investment als Einmalzahlung oder in monatlicher Abfolge tätigen wollen – dann sollte der ETF sparplanfähig sein. Erst wenn diese grundlegenden Entscheidungen getroffen sind, sollten Sie sich an die konkrete ETF-Auswahl machen.
2. Kosten
Nach der ersten Vorsortierung sollten schon viele der angebotenen ETFs durchs Raster gefallen sein. Und doch dürften noch einige übrig bleiben. Sortieren Sie jetzt auch all jene mit einer hohen Gesamtkostenquote – der sogenannten TER – aus. Im Regelfall sollten sich die Kosten zwischen 0,1 und 0,4 Prozent pro Jahr bewegen.
«Exotische Themen-ETF liegen auch schon mal deutlich über dieser Preisspanne», sagt Nicolas Pilz von der Societas Vermögensverwaltung in Düsseldorf. Seiner Erfahrung nach ließen sich manche Anbieter auch ihre Bekanntheit bezahlen und langten deutlich mehr zu. Privatanleger sollten daher genau vergleichen.
3. Fondsvolumen
Wie viel Geld verwaltet der ETF eigentlich? Auch das ist ein Faktor, auf den Privatanleger achten sollten. Einige Investmentbanken definieren bei ETF eine Mindestgröße von 50 Millionen Euro – vorher investieren sie nicht. Verbraucherschützer Mai empfiehlt eine Mindestgröße von 100 Millionen Euro, besser noch 500 Millionen Euro verwaltetes Fondsvermögen. Bei neueren Anbietern oder auch exotischen Themen-ETFs kann das Volumen anfangs recht klein – im Bereich weniger Millionen Euro – sein. «Hier ist die Kostenstruktur dann im Regelfall zu hoch», warnt Nicolas Pilz.
Gleichzeitig steige das Risiko, dass der ETF irgendwann geschlossen oder mit einem anderen verschmolzen wird, da dieser für den Anbieter ansonsten wirtschaftlich nicht auf Dauer tragbar ist. «Das kann für Anleger zusätzliche Kosten verursachen, wenn alles wieder neu anzulegen ist, außerdem könnten zu dem Zeitpunkt Steuern anfallen», sagt Thomas Mai.
4. Auflagedatum
Zu jung sollte der ETF auch nicht sein. «Kleine und junge Fonds laufen eher Gefahr, doch wieder mal geschlossen zu werden», so Verbraucherschützer Mai. «Wenn es einen ETF schon seit vielen Jahren gibt» sei dies für Anlegerinnen und Anleger hingegen «ein sehr gutes Zeichen», erklärt Markus Schultes von der Unikat Vermögensverwaltung in Mannheim. Häufig erreichten ältere ETF automatisch die erforderliche Mindestgröße.
Zudem können Anlegerinnen und Anleger an der Entwicklung der zurückliegenden Jahre ablesen, ob ein Investment sinnvoll gewesen wäre. «ETFs, die seit drei oder fünf Jahren existieren, kann man sehr gut mit anderen ETFs oder aktiven Fonds vergleichen», so Schultes. Es lässt sich prüfen, ob der dem ETF zugrundeliegende Index wirklich sinnvoll zusammengesetzt ist und sich auch langfristig gegen die Konkurrenz behaupten kann.
5. Steuerstatus
Auch auf den Steuerstatus des ETF sollten Sie unbedingt achten. Im Idealfall sollte der Fonds in der EU aufgelegt sein, was anhand der ersten beiden Buchstaben der internationalen Wertpapierkennnummer ISIN leicht zu erkennen ist. «DE» steht etwa für Deutschland, «LU» für Luxemburg und «IE» für Irland. «US-ETFs oder welche aus der Schweiz haben steuerliche Nachteile», sagt Verbraucherschützer Mai. Ihm zufolge ist es bei weltweiten ETFs mit vielen US-Titeln dagegen von Vorteil, wenn das Fondsdomizil Irland ist. «Denn dann fällt in der Regel weniger Quellensteuer an», so Mai.