Ratgeber

Plastikfasten: So reduzieren Sie Ihren Plastikkonsum

Berlin/Düsseldorf (dpa/tmn) – Vieles besteht aus Plastik, ist in Plastik eingepackt oder enthält Plastik – kurz gesagt: Es ist überall. Und belastet Mensch und Umwelt. Viele möchten einen Beitrag leisten und ihren Plastikkonsum reduzieren. Oft reichen schon kleine Veränderungen im Alltag.

Plastikfasten folgt dem gleichen Konzept wie das normale Fasten. Statt auf Süßigkeiten oder Alkohol wird aber auf Plastik verzichtet, das kann auch erst einmal für einen begrenzten Zeitraum sein. «Plastikfasten bezeichnet den bewussten Verzicht auf die Verwendung von Plastikprodukten, vor allem kurzlebige Produkte, die nach kurzem Gebrauch im Müll landen», sagt Silvia Cabrera-Cayola. Sie ist Expertin für Abfall und Ressourcenschutz bei der Verbraucherzentrale NRW. Indem man auf unnötigen Kunststoff verzichtet und versucht, weitgehend ohne Einweg-Kunststoff auszukommen, kann man dazu beitragen, Ressourcen zu schonen. Und die eigene Gesundheit auch.

Denn wir nehmen auch das Plastik über die Nahrung und das Wasser auf – und nicht gerade wenig. «Eine Studie der Universität Newcastle (Australien) ergab, dass Menschen wöchentlich bis zu fünf Gramm Plastik in sich aufnehmen», sagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe: «Das entspricht ungefähr einer geschredderten Kreditkarte.» Das Bewusstsein ist das eine, doch wie geht Plastikverzicht praktisch? 

Beim Lebensmittel-Einkauf fängt es an

Generell gilt: keine unnötigen Einzelverpackungen. Lassen Sie diese weg, können Sie nach und nach bei jedem Einkauf große Mengen an Einwegmüll einsparen. Damit die Einkaufstüten oder dünnen Obsttüten gar nicht erst gebraucht werden, bringen Sie gleich ein Gemüsenetz aus Stoff für loses Gemüse, eine Tragetasche oder einen Korb mit. So sparen Sie nicht nur Plastik, sondern auch zusätzliches Geld. Unverpackt-Läden, Wochenmärkte und Bioläden bieten oft nachhaltige Lebensmittel an und erleichtern das Plastikfasten.

Wasser in Einwegplastik-Flaschen kann gut durch Leitungswasser ersetzt werden. Wer das jedoch nicht mag, weicht am besten auf Mehrweg-Flaschen aus Glas aus – wenn möglich regionale Quellen. 

Auch in der Mode steckt Plastik drin

Kleidung, die Kunstfaser enthält, steht uns unter Umwelt-Gesichtspunkten gar nicht gut. Vor allem Sport- und Outdoorkleidung, denn das ist oft reiner Kunststoff. Bei der Produktion und beim Waschen zu Hause gelangen mikroskopische Plastikpartikel ins Wasser. Auch in den beliebten Stretch-Produkten ist Elastan enthalten.

Vorsicht auch im Badezimmer

Bei Kosmetik- und Hygieneprodukten lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffe, denn Plastik ist hier keine Seltenheit. «In Produkten wie Zahnpasta, Duschgel oder Reinigungsmitteln ist festes Mikroplastik inzwischen EU-weit verboten. Nicht jedoch halbfeste, gelartige oder flüssige Kunststoffe, die zum Beispiel in Haargel enthalten sind», so Thomas Fischer. 

Mikro-Kunststoffe findet man unter anderem im Shampoo, Duschgel und Peelings. Damit die Zähne weiß werden, nutzen die Hersteller Kunststoff als Schleifmittel. Waschmittel und Reinigungsmittel können flüssiges oder halbfestes Plastik enthalten. Die gute Nachricht: Es gibt viele plastikfreie Alternativen wie festes Shampoo und Duschgel, sowie nachhaltige Putzmittel. Achten Sie auf Aufdrucke wie «Rezeptur ohne Mikroplastik» oder Ähnliches auf der Rückseite. 

Plastik auswärts aus dem Weg gehen

Schnell einen Kaffee auf dem Weg zur Arbeit? Wenn, dann ist man mit dem Mehrwegbecher besser unterwegs. Denn Einweg-Becher aus Papier sind beschichtet und nicht wiederverwendbar. 770 Tonnen Müll entstehen laut Greenpeace täglich durch Speisen und Getränke «to go». Die seit 2023 für die Gastronomie geltende Mehrwegpflicht für Produkte zum Mitnehmen hat das nicht geändert. Jeder muss selbst helfen, unnötigen Abfall zu vermeiden. Mehrweggefäße helfen dabei. Noch besser: direkt vor Ort Kaffeetrinken und essen gehen.

Nicht alles für die Tonne

Plastikfasten heißt nicht, dass man sofort alles aus Plastik wegwirft. «Man sollte nicht vergessen, dass es darum geht, Plastik zu reduzieren und nicht darum, es, um jeden Preis zu ersetzen»., so Cabrera-Cayola. Sachen, die noch in Ordnung sind können weiterverwendet werden, bis sie aufgebraucht oder kaputt sind. «Das Ziel sollte sein, generell weniger Abfall zu produzieren, unabhängig vom Material.» Allgemein gilt daher: Mehrweg statt Einweg, und lieber langlebige und gut reparierbare Produkte kaufen. Und den anfallenden Abfall richtig  ins Recycling entsorgen. Das Plastik gehört meist in die gelben oder Wertstoff-Tonnen.

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