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«Kannawoniwasein!»: Wenn Kinder von Zuhause weglaufen

Ein Traktor, zwei Kinder und die unendlichen Weiten von Brandenburg. Das sind die Zutaten des humor- und liebevollen Kinderfilms «Kannawoniwasein!». Zwischen Abenteuern ist in diesem Roadmovie viel Platz für Gespräche übers Weglaufen und Zu-sich-finden.

Einfach mal abhauen, alles hinter sich lassen und auf den Straßen nach Unabhängigkeit und Freiheit suchen. Solche Ideen haben nicht nur Erwachsene, wie Roadmovies von «Easy Rider» bis «Mad Max: Fury Road» immer wieder zeigen. Auch Kinder wollen manchmal ausbrechen und aufbrechen. Wie so ein Abenteuer auf kurzen Beinen aussehen könnte, beschreibt der Familienfilm «Kannawoniwasein!». Statt mit schnellen Autos über die Highways der USA fahren die Kinder mit einem klapprigen Traktor durch die Pampa Brandenburgs.

Hinter dem alten Lenkrad sitzt zum einen der zehnjährige Finn, ein Scheidungskind, das zwischen dem Vater in Neustrelitz und der Mutter in Berlin hin- und hergeschickt wird. Zum anderen lenkt die zwölfjährige Jola, eine aufmüpfige Göre mit blauen Haarsträhnen, die gegen ihren Willen am Wochenende zur polnischen Verwandtschaft muss. Beide haben das Gefühl, nicht richtig gewollt und geliebt zu werden. Als sie sich zufällig treffen, beschließen sie zu verschwinden – und ans Meer zu gelangen.

Auf dem Weg dorthin begegnen sie einer Motorrad-Gang unter der Führung von Hackmack (Leslie Malton), einer Dragqueen (Travestiekünstler Ades Zabel), einem Mann im Kostüm des Alten Fritz (Fernsehmoderator Tim Gailus), einem nackten Hippie-Pärchen sowie einem unfähigen Polizei-Duo (Gisa Flake und Heiko Pinkowski). Jedes Mal erweisen sich die Kinder als schlauer als die Erwachsenen, was diese ungläubig mit «Kannawoniwasein!» kommentieren.

Als Finn und Jola die Nacht auf einem Jagd-Hochsitz verbringen, blicken sie gemeinsam in die Sterne. «Die Dinger gibt‘s seit Millionen von Jahren», sinniert Jola. «Stehen einfach nur da rum und führen die Leute in komplett neue Abenteuer. Weg von der Arbeit, von der Schule, von Zuhause.» Dann sehen die Kinder, wie ein Wolf den Nachthimmel anheult. «Der hat sein Rudel verloren», meint Finn und fügt hinzu, dass er oft von einem Wolf träume und sich dann auch so fühle. «So allein. Irgendwie ganz verloren. Als hätte man mich einfach vergessen.»

Gespielt werden die beiden von Miran Selcuk und Lotte Engels. Miran erzählt im dpa-Interview, dass Wölfe tatsächlich seit Jahren seine Lieblingstiere seien. «Ich habe in meinem Zimmer auch ein riesiges Wolfsbild hängen. Ich liebe Wölfe.» So wild umherstreifen, wie die Tiere das in Brandenburg wirklich wieder tun – das wäre aber nichts für ihn. «Als ich klein war, wollte ich zwar mal mit einem Freund zusammen abhauen», erzählt der jetzt Zwölfjährige. «Aber der Gedanke war dann schnell weg und kam nie wieder.»

Auch Lotte traut es sich nicht zu, ein derartiges Abenteuer zu erleben. «So ganz alleine auf mich gestellt war ich noch nie», sagt die 13-Jährige. Abgewinnen kann sie der Idee aber schon etwas. «Mit den Freunden alleine in die Natur zu gehen und einfach zu machen, was man selber möchte: So frei zu sein – das ist ein Traum, den jedes Kind wahrscheinlich hat.»

«Kannawoniwasein!», der auf einer gleichnamigen Buchreihe von Martin Muser basiert, nimmt die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer mit in die kleine große Wildnis. Der Film lässt das Publikum aber nicht zurück mit verlorenen Figuren, einsam und herausgerissen aus dem Alltag. Sondern Finn und Jola merken am Ende: Sie werden sehr wohl geliebt und haben ein Zuhause.

Regisseur Stefan Westerwelle («Matti und Sami und die drei größten Fehler des Universums») schafft es, dass sowohl Kinder als auch Eltern im Kino herzhaft lachen können und ihnen am Ende schließlich das Herz aufgeht. Und alle gehen mit der Botschaft nach Hause: Trau dich mal was, denn du bekommst Unterstützung. Dieses Gefühl nahmen auch Miran und Lotte beim Filmdreh mit. «Ich bin dadurch viel selbstbewusster und selbstsicherer geworden», erzählt Lotte.

Übrigens: Selbst für Rap-Fans ist im Film etwas dabei. Ekrem Bora (Eko Fresh) spielt den Vater von Finn. Das gefiel auch Miran, schließlich haben er und seine Freunde dessen Musik schon vor den Dreharbeiten auf dem Schulhof gehört. Der Junge erinnert sich: «Als ich meinen Freunden gesagt habe, dass Eko Fresh mitspielt, sind die ausgeflippt.»

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