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Inferno im Paradies: Dutzende Tote und pure Verzweiflung auf Maui

Einheimische wie Touristen werden von den Feuern auf der Hawaii-Insel Maui komplett überrascht. Dutzende Menschen sterben, Hunderte verlieren ihr Zuhause. Die Verzweiflung ist immens.

Auf der kleinen Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii herrscht der Ausnahmezustand. «Jeder, den ich kenne und liebe, jeder, mit dem ich verwandt bin, mit dem ich Kontakt habe, meine Kollegen, Freunde, Familie – wir alle sind obdachlos», schildert Inselbewohner Dustin Kaleiopu dem US-Sender CNN. Auch das Haus seiner Familie sei in den Flammen zerstört worden. Zu einigen seiner Angehörigen habe er noch keinen Kontakt herstellen können. So viele Menschen seien weiterhin nicht erreichbar, sagt Kaleiopu am Donnerstag.

Mindestens 36 Menschen sind bislang bei den verheerenden Busch- und Waldbränden auf Maui Lokalbehörden zufolge bereits ums Leben gekommen. Alle Opfer seien in der am stärksten betroffenen Küstenstadt Lahaina im Nordwesten Mauis gestorben, teilte der Bezirk Maui County am späten Mittwochabend (Ortszeit) mit. Zudem habe es Dutzende Verletzte gegeben, berichtete der Sender Hawaii News Now. Der bei Touristen beliebte historische Ort sei weitgehend zerstört. «Wir haben kein Lahaina mehr, es ist weg», berichtet Kaleiopu. Es sei eine unausgesprochene Tatsache», dass die Zahl der Todesopfer viel höher liege, sagt er.

US-Präsident Joe Biden sagte am Donnerstag Hawaii Katastrophen-Hilfe der Regierung zu. Die Betroffenen der verheerenden Brände sollen finanzielle Unterstützung vom Bund bekommen. Die Katastrophenschutzbehörde Fema ist vor Ort.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin erklärte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, man stehe zu den Waldbränden und der Lage in Hawaii in engem Austausch mit den amerikanischen Behörden sowie deutschen Reiseveranstaltern. «Unser Honorarkonsul ist vor Ort, um betroffene deutsche Staatsangehörige bei Bedarf zu unterstützen.» Reise- und Sicherheitshinweise für die USA wurden aktualisiert und sollen gegebenenfalls weiter angepasst werden.

In Hawaii geborene oder lebende Prominente reagierten geschockt. «Es ist schwer, einige der Bilder zu sehen, die aus Hawaii kommen – einem Ort, der für so viele von uns etwas Besonderes ist», schrieb etwa der ehemalige US-Präsident Barack Obama (62) auf Twitter. «Michelle und ich sind in Gedanken bei allen, die einen geliebten Menschen verloren haben, oder deren Leben auf den Kopf gestellt wurde». Unter dem Post verlinkte er die Seite einer Spendenorganisation. Der «Game of Thrones»-Schauspieler Jason Momoa (44) schrieb, er sei «erschüttert und untröstlich» und rief zum Spenden auf.

Riesige Rauchschwaden hingen über den sonst so paradiesisch anmutenden Palmenstränden, Einwohner und Touristen brachten sich vor den Flammen in Sicherheit. Mehrere Hundert Familien verloren den Behörden zufolge ihre Häuser. Zudem wurden Menschen mit Brandverletzungen und Rauchvergiftungen in Krankenhäuser gebracht. Hawaii News Now berichtete am späten Mittwoch, das Feuer in Lahaina sei weiter aktiv und außer Kontrolle. Zudem gebe es auf der Insel zwei weitere große Feuer, die nicht unter Kontrolle seien. Feuer wüteten auch auf der östlich gelegenen Nachbarinsel Hawaii, der größten Insel des gleichnamigen Bundesstaats. Für die beiden Bezirke Maui und Hawaii wurde der Notstand ausgerufen.

Tausende Menschen blieben vorerst ohne Strom. In der Nacht zum Donnerstag (4.00 Uhr Ortszeit/16.00 Uhr MESZ) waren noch immer rund 11 000 Haushalte von Stromausfällen betroffen, wie aus Daten der Webseite PowerOutage.us hervorging. Das entspricht etwa 15 Prozent der Haushalte auf der Insel. Der Stromversorger Hawaiian Electric bat die Bevölkerung um Geduld. Mitarbeiter arbeiteten an der Reparatur mehrerer Strommasten, die infolge starker Winde umgestürzt waren.

Augenzeugen beschrieben apokalyptische Szenen in Lahaina, gewöhnlich ein malerisches Touristenziel. Auf der Flucht vor schnell um sich greifenden Flammen seien Menschen ins Meer gesprungen. Die Küstenwache teilte später laut dem US-Sender CNN mit, dass mehr als ein Dutzend Menschen aus dem Wasser gerettet wurden. Weite Teile des historischen Ortes mit etwa 10 000 Einwohnern seien zerstört worden, auch der Hafen und Umgebung hätten Schaden erlitten, schrieb der Bezirk Maui in einer weiteren Mitteilung vom Mittwoch. Mehr als 271 Gebäude seien von den Flammen erfasst und beschädigt oder zerstört worden.

Naturkatastrophen im Paradies – davon bleiben die Inseln der Kette im Pazifik, die etwa 3800 Kilometer von der US-Westküste entfernt liegen, ohnehin nicht verschont. Der 50. Bundesstaat mit seinen etwa 1,4 Millionen Einwohnern wird häufiger von Hurrikans, Sturmfluten und Vulkanausbrüchen heimgesucht. Die Ursache für die jetzt wütenden Feuer war zunächst nicht bekannt. Mitverantwortlich für die rasch um sich greifenden Brände sei der Hurrikan Dora, der südlich der Inseln vorbeiziehe, so die Behörden.

US-Präsident Joe Biden sagte Hawaii Hilfe der Regierung zu. Die Nationalgarde und die Marine stünden den Einsatzteams zur Seite. Das Verkehrsministerium werde dabei helfen, Urlauber von Maui auszufliegen, hieß es in einer Mitteilung. Bis zu 10 Millionen Touristen besuchen Zahlen der US-Behörden zufolge jährlich den Archipel. «Diese Waldbrände und all die schweren Stürme, die wir immer wieder erleben, sind definitiv eine Folge der steigenden Temperaturen auf der ganzen Welt», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Donnerstag.

Hawaiis Gouverneur Josh Green sprach von einer «schrecklichen Katastrophe». Von Reisen nach Maui wurde abgeraten. «Dies ist kein sicherer Ort», warnte die stellvertretende Gouverneurin Sylvia Luke. Per Notfall-Erklärung sollten Touristen ferngehalten werden. Der Bezirk Maui rief am Mittwoch Reisende auf, die Insel so schnell wie möglich zu verlassen. Es gebe freie Sitze auf Flügen vom Flughafen Kahului im Norden der Insel. Reisende müssten aber zuvor die Fluggesellschaften anrufen und reservieren. In West-Maui gebe es allerdings weiter keinen Strom und auch keine Mobilfunk- oder Festnetzverbindungen.

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