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Nasses Wetter lässt Pilze sprießen – Waldsterben schmälert Bestände

Weil es den Wäldern in Nordrhein-Westfalen nicht gut geht, haben es auch Pilze schwerer. Das milde Regenwetter sorgt aber für einen vergleichsweise üppigen Start in die Pilzsaison.

Der nasse Sommer lässt in diesem Jahr bereits reichlich Pilze sprießen – obwohl das Waldsterben Experten zufolge die Pilzgründe zurückgehen lässt. Insbesondere der dramatische Rückgang der Fichtenwälder in Nordrhein-Westfalen seit 2018 aufgrund von Dürre und Borkenkäferbefall habe zu einem enormen Verlust von traditionellen Fundstellen geführt, sagte Jan Preller, Leiter des Waldinformationszentrums Hammerhof bei Warburg der dpa. «Viele Sammler müssen sich da umorientieren», so Preller.

Hintergrund ist dem Förster zufolge die Symbiose, die Pilze und Bäume unter der Erde miteinander eingehen: «Wo keine Fichten mehr stehen, sondern Kahlflächen sind, da wächst auch kein Steinpilz mehr», sagte Preller. Zum Start dieser Saison für Steinpilz, Pfifferling und Co mit ihrer pilzfreundlichen Witterung (Preller: «Regen, Regen, Regen und milde Temperaturen») sei er aber an Orten fündig geworden, wo er sonst nicht so genau gesucht hätte: «Man muss aber wissen, mit welchen Bäumen die gesuchte Pilzart Partnerschaften eingeht», sagte Preller. So sei der begehrte Steinpilz auch unter Buchen anzutreffen.

Auch wenn Artenreichtum und Pilzbestände insgesamt rückläufig seien, beobachte er ein generationsübergreifend steigendes Interesse an Pilzen. Entsprechend wichtig sei es, Respekt und Demut vor dem Lebewesen zu vermitteln: «Die Bedeutung von Pilzen im Ökosystem kann man gar nicht zu hoch einschätzen», betonte der Fachmann. Sie helfen nicht nur bei der Zersetzung und halten damit natürliche Kreisläufe in Gang, sie sind auch Lebensgrundlage für Bäume: «Ohne Pilz kein Wald und ohne Wald kein Pilz.»

Auch Pilzliebhaber Rainer Wald aus Monheim am Rhein sieht im Pilz mehr als eine Leibspeise: «Sie wachsen ja nicht, um unsere Körbe zu füllen», sagte der Pilzsachverständige von der Gesellschaft für Mykologie. Vielmehr seien es kleine Wunder der Natur: «Wo sie wachsen, finden meist auch andere Arten wie besondere Insekten oder Pflanzen Lebensraum», schwärmt er.

Für ihn ist der Start in die Saison Fluch und Segen zugleich: Jetzt kann er sich wieder mit der Kamera auf die Suche nach seltenen Arten und neuen Fundstellen machen. 1500 verschiedene Pilzarten hat er schon fotografiert. «Ich würde mir allerdings wünschen, dass die Menschen mehr Respekt vor der Natur hätten», sagte er.

«Vor 20 Jahren war ich allein im Wald, heute ist Pilzesammeln sehr beliebt.» Vor allem an gewerblichen Sammlern, die verbotenerweise Pilzgründe plünderten und Steinpilze oder Pfifferlinge schwarz an die Händler und Restaurants im Rheinland verkauften, störe er sich. «Ich habe nichts dagegen, wenn jemand Pilze sammelt, um sie für sich selbst zu zuzubereiten, aber bitte mit Maß und Rücksicht auf die gesamte Natur», sagte der Pilzkenner.

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