Spiekeroog (dpa/lni) – Mit einer geplanten Streckenverlängerung will die Nordseeinsel Spiekeroog ihre traditionsreiche Pferdebahn langfristig erhalten. Denn wegen einer möglichen Deicherhöhung in den kommenden Jahren könnte sich die bestehende rund 800 Meter lange Trasse um mehrere hundert Meter verkürzen. «Dann wäre die Strecke einfach zu kurz», sagte Hille Schreiber, zweiter Vorsitzender des Inselmuseumsvereins. Um die Kosten für die Verlängerung von rund einer halben Million Euro zu stemmen, hat der Verein, der die historische Bahn betreibt, zusammen mit der Nordseebad Spiekeroog GmbH nun eine Spendenaktion gestartet.
Das Ziel ist eine Spendensumme von rund 250 000 Euro. «Das läuft recht gut», sagte Schreiber. Mittlerweile seien mehr als 35 000 Euro zusammengekommen. Die zweite Hälfte der Kosten soll über eine Förderung gedeckt werden. Neben der Verlängerung der bei Touristen beliebten Pferdebahn will die Insel mit dem Vorhaben auch den historischen Rettungsschuppen von 1909 am Zeltplatz im Westen sanieren und eine Ausstellung eröffnen. Es wäre der neue Endhaltepunkt der dann verlängerten Strecke.
Die Spiekerooger Pferdebahn von 1885 ist eine Rarität. Europaweit ist es nach Angaben der Insel die einzige Pferdebahn, die noch auf ihrer traditionellen Trasse verkehrt. Einst wurde sie für den Transport von Waren genutzt, heute ist sie vor allem bei Inselgästen beliebt. Rund 10 000 Fahrgäste pro Jahr beförderte die Bahn zuletzt.
Bislang verläuft die Trasse der Pferdebahn vom Bahnhof im Inseldorf zum Westend. Dabei passiert der «Waggon 21», der abwechselnd von den beiden Zugpferden «Tamme» und «Eddie» gezogen wird, auch ein Deichtor. «In ein paar Jahren müssen wir damit rechnen, dass der Deich erhöht wird», sagte Schreiber. Der Durchlass könnte dann verschwinden, die Trasse der Pferdebahn wäre abgeschnitten. Ein provisorischer Bahnhof müsste dann vor dem Deich errichtet werden.
Um die Pferdebahn, mit der jährlich in den Sommermonaten rund 10 000 Inselgäste unterwegs sind, weiter attraktiv zu halten, soll sie deshalb gen Süden verlängert werden. Der Plan sieht vor, dass die neue Strecke über eine Weiche von der bisherigen Trasse abzweigt und über einen bislang stillgelegten Trassenteil, auf dem keine Schienen mehr liegen, bis zum Rettungsschuppen verläuft.
Neue Schienen und Schwellen hat der Museumsverein bereits von der Nachbarinsel Wangerooge beschafft. Die schweren Bauarbeiten müsste allerdings eine Gleisbaufirma übernehmen. Auch ein Ingenieurbüro muss beteiligt werden. Außerdem berührt das Vorhaben den Nationalpark Wattenmeer. «Das Genehmigungsverfahren ist sehr kompliziert, und die Sache wird sehr, sehr teuer dadurch», erklärte Schreiber.
2020 bremste das Deichtor schon einmal die Pferdebahn aus. Das damalige Tor war marode und musste erneuert werden. Da der kleinen Inselgemeinde dafür jedoch das Geld fehlte, rief der Museumsverein schon damals zu einer Spendenaktion auf. Die nötige Summe kam binnen weniger Wochen zusammen.