Sindschar/Erbil (dpa) – Außenministerin Annalena Baerbock hat in der Region Sindschar im Nordwesten des Iraks nahe der syrischen Grenze zentrale Schauplätze von Gräueltaten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) besucht. In einer zunächst aus Sicherheitsgründen geheim gehaltene Aktion fuhr die Grünen-Politikerin am Donnerstag mit einem Teil ihrer Delegation in einem besonders geschützten Konvoi in die Gegend. Der IS hatte 2014 mehr als 5000 Angehörige der jesidischen Religionsgemeinschaft ermordet, als er die Region überrannte. Zehntausende Menschen wurden getötet, verschleppt und versklavt.
Die IS-Dschihadisten gelten zwar seit 2017 als militärisch besiegt, IS-Zellen verüben aber weiterhin Anschläge. Der sunnitische IS betrachtet Schiiten als Abtrünnige und verübt immer wieder Anschläge auch auf Angehörige dieser Glaubensrichtung des Islams. Die Vereinten Nationen (UN) und der Bundestag haben die Verbrechen der Terrormiliz als Völkermord verurteilt.
Baerbock wollte mit ihrer Reise in die Region auch ein Zeichen zur Rückkehr von immer noch etwa 210 000 jesidischen Binnenvertriebenen in deren Heimatregion setzen. In Deutschland lebt der Bundesregierung zufolge mit bis zu 200 000 Menschen die weltweit größte jesidische Diaspora.
Die Sicherheitslage in den traditionellen Siedlungsgebieten der Jesiden gilt nach wie vor als unübersichtlich und prekär – dies ist einer der Hauptgründe, warum bislang relativ wenige Menschen zurückgekehrten. Nur ein Drittel der vor dem IS geflüchteten Jesidinnen und Jesiden ist bisher zurückgekommen. Die Bundesregierung will mit der Unterstützung des Wiederaufbaus und von humanitären Minenräumaktionen die Stabilisierung der Region vorantreiben.