Wiesbaden/Berlin (dpa) – Nach einer deutlichen Erholung im Sommer rechnen viele Betriebe der deutschen Tourismuswirtschaft mit schlechteren Geschäften in den kommenden zwölf Monaten. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Sonderauswertung der Herbstkonjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervor. Allein im Gastgewerbe erwarten etwa zwei Drittel der knapp 2000 Befragten eine Verschlechterung der Geschäftstätigkeit. Vor allem die Energie- und Rohstoffpreise, der Personalmangel und die Arbeitskosten bereiten Sorgen.
Besonders pessimistisch äußerten sich den Angaben zufolge Gastwirte, Hoteliers und andere Betreiber von Beherbergungsbetrieben. Die Erwartungen für das kommende Jahr rutschten demnach auf Tiefstwerte und lagen teilweise sogar unter denen zu Beginn der Corona-Pandemie. Zugleich sorgen sich mehr als 60 Prozent der Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstalter um die Inlandsnachfrage. Auch bei Reisebüros und Co. hat sich die Stimmung eingetrübt.
Die eigene Finanzlage treibt viele Betriebe um. Knapp 50 Prozent der Unternehmen der Tourismusbranche beschreiben ihre Finanzierungssituation als problematisch. Jeder zehnte Betrieb im Beherbergungsgewerbe sieht sich der Umfrage zufolge von Insolvenz bedroht. «Die Rückmeldungen zeigen, dass in weiten Teilen der Branche die Verunsicherung enorm ist», analysierte DIHK-Hauptgeschäftsführungsmitglied Ilja Nothnagel. «Zur Rekordinflation und sinkendem Verbrauchervertrauen kommen die Belastungen der Energiekrise hinzu.» Wichtig wären weitere Entlastungsimpulse, beispielsweise beim Thema Bürokratieabbau.
Der DIHK befragte für seine Herbstkonjunkturumfrage insgesamt mehr als 24 000 Unternehmen aus verschiedenen Branchen, darunter knapp 2000 Betriebe des Gastgewerbes.
In den Sommermonaten arbeitete sich der Deutschland-Tourismus weiter an das Niveau vor der Corona-Krise heran und überschritt dieses teilweise sogar. Im September verbuchten Hotels, Pensionen und andere Beherbergungsbetriebe nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes 47,2 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Das waren 4,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Gegenüber September 2019, also dem Jahr vor der Corona-Pandemie, waren es 1,1 Prozent weniger. Im August war das Vorkrisenniveau nach endgültigen Daten der Behörde dagegen erstmals leicht um 0,34 Prozent überschritten worden.