Frankfurt/Bischofsheim/Dermbach (dpa) – Digitale Routenvorschläge in Apps und sozialen Netzwerken werden zunehmend zur Herausforderung für den Naturschutz. Weil viele Menschen Freizeiterlebnisse digital teilen und andere dazu animieren, kommt es immer wieder vor, dass sich Tourengeher und Mountainbike-Fahrer auch querfeldein ihren Weg durch sensible Schutzgebiete bahnen. «Der Freizeitdruck auf Schutzgebiete ist besonders in der Ballungsräumen und bei beliebten Ausflugszielen ein Problem», sagte Berthold Langenhorst vom Umweltverband Nabu Hessen. «Wenn App- und Webportal-Nutzer Routenvorschläge finden, die gegen die Regeln in Schutzgebieten verstoßen, sollten sie das den jeweiligen Anbietern melden und auf Änderung der Wanderer-, Geocache- und Mountainbike-Routen dringen.»
Im Biosphärenreservat Rhön im Dreiländereck Bayern, Hessen und Thüringen prüft seit einem halben Jahr Digitalranger Lukas Nietsch virtuelle Routenvorschläge auf ihre Verträglichkeit mit Naturschutz-Vorschriften. Die Aufgabe sei riesig und für eine Person kaum zu bewältigen, sagt der 29-Jährige. Bei seiner Arbeit stellt er auch immer wieder Verstöße fest – wenn zum Beispiel auf illegale Mountainbike-Trails oder Übernachtungsmöglichkeiten im Auto abseits ausgewiesener Parkplätze hingewiesen wird.
Damit solche schlechten Beispiele keine Schule machen, setzt Nietsch alles daran, dass sie gar nicht erst ins Netz gelangen. Schon kleinste Störungen können nämlich massive Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt haben, wie eine Sprecherin des Biosphärenreservates erklärt. Bodenbrütende Vogelarten zum Beispiel kehren nicht mehr zur Brut zurück, wenn sie durch Menschen gestört werden. Für Tiere im Winterschlaf könnten Störungen sogar tödlich enden, weil sie in der kalten Jahreszeit nicht genug Nahrung finden.