Wismar (dpa/mv) – Für das zu 75 Prozent fertiggebaute Kreuzfahrtschiff «Global One» der insolventen MV-Werften könnte es eine Zukunftsoption geben. Auch wenn sich alle Seiten offiziell bedeckt halten, wurde klar, dass die US-Reederei Disney Cruise Line Interesse an dem Schiff hat. Das bestätigten Branchenkenner am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Zudem berichteten mehrere Medien in Mecklenburg-Vorpommern übereinstimmend über den Kaufinteressenten aus den USA.
Vom Insolvenzverwalter gab es keine Bestätigung. Es werde an mehreren Optionen für die «Global One» gearbeitet, und man führe mit mehreren Interessenten Gespräche. Dabei sei ein Fertigbau in Wismar weiter die bevorzugte Lösung, hieß es vom Insolvenzverwalter Christoph Morgen. Es gebe aber noch keine verbindlichen Verträge mit einem Käufer. Aufgrund der Gespräche könnten keine Auskünfte zum Stand des Verkaufsprozesses gegeben werden.
Für den Fall, dass das über 340 Meter lange Schiff in Wismar zu Ende gebaut wird, ist die Meyer-Werft aus dem niedersächsischen Papenburg im Gespräch, die Leitung dieser Arbeiten zu bekommen. Meyer baute für Disney bereits mehrere Schiffe und verfügt über entsprechendes Know-how. Die Werft signalisierte zudem schon vor längerem die Bereitschaft, beim Fertigbau zu helfen.
Wirtschaftsminister Reinhard Meyer betonte, das Land und vor allem der Insolvenzverwalter bemühten sich intensiv um eine Lösung für die «Global One». «Es laufen aktuell Gespräche, deren Inhalte vertraulich sind. Aufgabe der Transfergesellschaft ist es dabei auch, Fachkräfte im Land zu halten. Da zählt jeder Monat», sagte der SPD-Politiker der dpa. «Die Verlängerung hilft hierbei. Ziel aller Beteiligten ist es, mit Hochdruck einen Käufer zu finden, um das Schiff fertigzustellen.»
Die Transfergesellschaft für die insolvente MV-Werften-Gruppe war in dieser Woche um einen Monat bis Ende November verlängert worden. Meyer hatte dies am Mittwoch auch damit begründet, dass er kurzfristig eine Entscheidung zum angestrebten Weiterbau der «Global One» erwarte.
Die US-Reederei mit Sitz in Florida reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage. Ob ein Kauf für Disney Sinn ergibt, dürfte sich nicht nur am Kaufpreis entscheiden, sondern auch von der Entwicklung des Kreuzfahrtmarktes abhängen. Zu den 25 Prozent der nicht fertiggestellten Arbeiten gehört die Innenausstattung, was für eine neue Reederei von Vorteil wäre. Sie könnte ihr eigenes Design voll umsetzen.
Das Werftgelände in Wismar wurde im Juni an den U-Bootbauer Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) verkauft. Allerdings mietete Insolvenzverwalter Morgen die Werft bis Ende 2023 von TKMS wieder zurück. Damit wurde der Platz für die Fertigstellungsarbeiten an der «Global One» gesichert.
Im Laufe des kommenden Jahres muss das Schiff die Bauhalle verlassen. Darüber hinaus steht bis Ende 2024 die Ausrüstungskaje der Werft als Liegeplatz zur Verfügung. Im allerbesten Fall soll der Luxusliner dann aber schon lange mit Passagieren über die Weltmeere reisen.